Bis zum Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre gab es in Europa noch klare Fronten. Da gab es den Ostblock, auch als „sozialistische Staatengemeinschaft“ bezeichnet, mit dem Warschauer Pakt als Militärbündnis auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite gab es den Westen (die EU, Europa betreffend, wurden ja erst 1992 offiziell gegründet, vorher gab es die EWG bzw. die EG) mit der NATO als Militärbündnis und den USA an der Spitze. Und zwischen diesen beiden Bündnissen oder Blöcken verlief der „Eiserne Vorhang“. Ab 1989 begann sich der Ostblock mit den Grenzöffnungen und der deutschen Wiedervereinigung aufzulösen, dem der Zerfall der Sowjetunion folgte. Das war die Zeit des vom Westen (aber nicht in Russland) bejubelten sowjetischen Generalsekretärs und späteren Präsidenten der Sowjetunion, Gorbatschow, und später, nach dem Zerfall der Sowjetunion, des ersten Präsidenten Russlands, Jelzin. Zu dieser Zeit und noch einige Jahre nach dem Amtsantritt Putins als Nachfolger Jelzins am 1. Jänner 2000 herrschte für die US- Amerikaner Goldgräberstimmung in Russland. Der Ausverkauf Russlands wurde von Putin nach und nach unterbunden. Dafür ging es dann im ehemaligen „Bruderstaat“, in der Ukraine, los.
Die USA hatten ein Auge auf die Ukraine geworfen, aber auch die EU. Allerdings wollte der damalige ukrainische Präsident Janukowitsch nicht mitspielen, als die EU ein sogenanntes Assoziierungsabkommen abschließen wollte. Dann kam 2014 (deswegen?) der blutige „Maidan- Putsch“, der zur rechtswidrigen Absetzung des rechtmäßigen Präsidenten führte. Vor und während dieses Putsches hatten einige EU- Politiker keine Berührungsängste im Umgang mit rechtsextremen ukrainischen Politikern. Sie wollten ja einen „regime change“ herbeiführen und diese Leute unterstützten den Plan. Auch die USA waren in der Richtung sehr aktiv. Sie „investierten“ ab 1990 etwa 5 Milliarden Dollar in den „regime change“, wie später offiziell bekannt gegeben wurde und in bleibender Erinnerung ist aus der Zeit des „Euromaidan“, wie der Umsturz auch genannt wurde, der „Fuck (the) EU“- Sager von Victoria Nuland, die damals „Assistent Secretary of State“ im Dienst des US- Außenministeriums war. Während dieser blutigen Zeit in der Ukraine trennte sich die Krim auf Grund einer Volksabstimmung (auf der Krim, nicht in der gesamten Ukraine) von der Ukraine und ist seither Teil von Russland. Und in der Ostukraine, im Donbass, wurden die Volksrepubliken Lugansk und Donezk ausgerufen. Die Krim wie auch die Volksrepubliken sind mehrheitlich von Russen bzw. russischen Volksgruppen bewohnt. Relativ unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit wurden die abtrünnigen Regionen fortan immer wieder von der ukrainischen Armee angegriffen; es war ein Kriegszustand. Und in der Ukraine selbst gingen seit dem Putsch die USA (oder war es doch die NATO?) ein und aus. Das ukrainische Militär wurde aus- bzw. aufgerüstet und ausgebildet. Es ging von damals an um einen NATO- Beitritt und auch ein EU- Beitritt wurde diskutiert. Sämtliche ehemaligen Ostblockstaaten mit Ausnahme von Weißrussland, der Ukraine und Moldawien waren ja mittlerweile in der NATO und in der EU und die NATO bzw. die USA wollte unbedingt überall bis an die russische Grenze vorrücken; nicht akzeptabel für Russland. Auf der asiatischen Seite Russlands errichteten die USA Militärstützpunkte in einigen Staaten. Der Publizist Peter Scholl- Latour schrieb zu diesem Thema das Buch „Russland im Zangengriff“. Die USA nahmen Russland tatsächlich in die Zange. Die Frage war und ist: Ist das Ziel nur eine unipolare Welt unter der Führung der USA oder geht es auch oder sogar vordergründig um die immensen russischen Rohstoffreserven, hinter denen auch China her ist?
Diese Frage mag mit ein Grund sein für die jetzige Situation in der Ukraine und darum ist, so scheint es, niemand an einem Ende des Krieges interessiert. Russland soll in der Ukraine geschwächt werden, Putin soll irgendwie entmachtet werden. Das forderte US- Präsident Biden kürzlich sogar öffentlich. Und Russland soll, wenn es wahr ist, deswegen in die Ukraine eingefallen sein, weil die Ukraine angeblich geplant hatte, sich in einem großen Militärschlag die Krim und die beiden Volksrepubliken zurückzuholen. Und weil Putin die Ukraine auch „entnazifizieren“ will. Die Existenz dieser Rechtsextremen und Neonazis, die es in der Ukraine gibt, z. B. im sogenannten „Asow- Bataillon“, wird ja im Westen bestritten. Und seit Kriegsbeginn gibt es auf beiden Seiten Lügen und Propaganda, dass kein Mensch mehr weiß, was wahr ist.
Und jetzt kann man nur hoffen, dass der Krieg nicht über die Grenzen der Ukraine (und Russlands) hinausgeht.