Es geisterte jetzt die Meldung durch die Medien, dass der Kosovo noch in diesem Jahr einen Antrag auf Mitgliedschaft in die EU stellen will. Der Ministerpräsident des Landes kündigte das auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem deutschen Kanzler Scholz an. Bis jetzt hat der Kosovo ja nur den Status eines „potentiellen Kandidaten“. Das reicht anscheinend nicht mehr, jetzt muss eine Aufwertung her auf einen offiziellen „EU- Beitrittskandidaten“. Na super. Dieses 2008 unabhängig gewordene Land wird bis jetzt nicht einmal von allen EU- Staaten anerkannt und will EU- Mitglied werden? Nicht anerkannt von Spanien, Griechenland, Rumänien, Slowakei und Zypern und der Kosovo wird auch nur von 115 der 193 UN- Mitgliedsstaaten anerkannt. Dann kommen noch die Streitereien mit Serbien dazu. Serbien sieht nämlich den Kosovo als einen Teil Serbiens und beansprucht das Gebiet des Kosovo („Autonome Provinz Kosovo und Metochien“) – in dem großteils Albaner leben. Da könnte das nächste Problem auftauchen. Wenn nämlich Stimmen laut werden, die einen Anschluss an Albanien fordern.

  Beim Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) liegt im Jahr 2021 der Kosovo auf Rang 87 von 180 bewerteten Ländern. Und seit 1999 sind unter der Leitung der NATO aktuell immer noch fast 3.800 Soldaten aus 28 Staaten im Kosovo, um für Sicherheit zu sorgen. Seit 1999. Zusätzlich gibt es die Rechtsstaatlichkeitsmission der EU namens EULEX im Kosovo. Da werden bis zu 2.000 Polizisten, Richter, Gefängnisaufseher, Zollbeamte etc. in den Kosovo entsandt, um beim Aufbau von staatlichen Strukturen zu helfen. Die funktionieren nämlich bis heute nicht; dafür aber organisierte Kriminalität wie im Bereich des Drogenschmuggels in die EU. Aber das kleine Balkanland will (und soll, wenn es nach vielen EU- Politikern geht) in die EU. Als hätte die EU noch immer zu wenig Probleme.

  Der Kosovo will also unbedingt so bald wie möglich EU- Mitglied werden. Auch die Ukraine will so schnell wie möglich offizieller EU- Beitrittskandidat werden und der sehr selbstbewusste ukrainische Präsident Selenskyj wähnt sein Land ja schon als Mitglied, sagte unlängst: „Die Ukraine ist bereits de facto Mitglied der EU geworden“. Auch im Fall der Ukraine gibt es in der EU einige Politiker, denen nicht klar ist, was eine baldige Aufnahme dieses Landes in die EU für die EU bedeuten würde. Aber das ist nicht alles. Montenegro ist seit 2010 Beitrittskandidat. Im März 2020 gab es eine politische Einigung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien. Im Juni 2013 beschloss ein EU- Gipfel die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Serbien. Ebenfalls im März 2020 wurde auch eine politische Einigung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Albanien erzielt. Und bei der Türkei ist sich vermutlich die EU selbst mehr nicht im Klaren darüber, ob es noch Beitrittsverhandlungen gibt oder nicht. Dann soll auch noch Moldawien mit Millionen oder gar Milliarden an die EU „herangeführt“ werden. Wie es aber mit der Separatisten- „Republik“ Transnistrien weitergehen soll, die ein Teil Moldawiens war bzw. ist, ist nicht klar und wird kaum erwähnt. Diese „Pridnestrowische Moldauische Republik“ (PMR) wird bisher nur von Russland anerkannt.

  In Summe ist das alles viel Konfliktpotential, ja eigentlich schon Sprengstoff, für die EU.