Zuerst in Wels und ein paar Wochen später in Eferding gab es für den österreichischen Bundespräsidenten nicht den Empfang, den er sich wahrscheinlich erwartet hatte. Er wurde da wie dort nicht nur beklatscht und bejubelt, sondern auch ausgepfiffen, mit Buhrufen und Sprüchen bedacht. Es soll sich bei denen, die ihr Missfallen gegenüber Van der Bellen lautstark zum Ausdruck brachten, angeblich um Impfgegner gehandelt haben, wie zu lesen war. Warum aber gerade Impfgegner? Deren Fokus wäre doch eher auf den Gesundheitsminister gerichtet. Und warum sollen nicht auch andere Menschen mit dem Bundespräsidenten nicht zufrieden sein dürfen und das auch zum Ausdruck bringen dürfen? Jetzt wird die Frage gestellt: „Wie viel Respektlosigkeit müssen Politiker ertragen?“ Diese Frage könnte – und das wäre aber mehr als bedenklich – in die Richtung gehen, dass Respektlosigkeit unter Strafe gestellt werden soll. Nur; wenn das so angedacht sein sollte: Wo beginnt Respektlosigkeit gegenüber einem Politiker und würde das bei einem Gemeinderat schon gelten oder erst von einem Parlamentarier aufwärts? Und: Es gibt doch Delikte wie Beschimpfung, Beleidigung, Verleumdung etc. die eingeklagt werden können. Reicht das bei einem Politiker nicht mehr, braucht es bei diesen eigene Gesetze und Straftatbestände? Oder soll es etwa in die Richtung gehen, dass schon Kritik an einem Politiker unter Strafe gestellt werden soll? Dass eine Politiker- Verehrung, ja fast schon Politiker- Anbetung a la Nordkorea verpflichtend werden soll?

  Von den Unmutsäußerungen der Menschen war in Eferding auch der Landeshauptmann von Oberösterreich betroffen; er begleitete nämlich Van der Bellen. Der Landeshauptmann sagte hinterher: „Wenn man politische Verantwortung trägt, darf man nicht zart besaitet sein“. Denn ein Politiker muss auch Entscheidungen treffen, „die richtig, manchmal aber nicht populär sind“. Deswegen, so heißt es, habe er sich eine dicke Haut zugelegt. Und was diese dicke Haut betrifft, da sagte einmal jemand: „Mancher hat so eine dicke Haut, dass er kein Rückgrat braucht“. Und was richtige Entscheidungen betrifft: Was für den einen aus seiner Sicht richtig ist, ist es für den anderen noch lange nicht. Dafür gibt es auch den treffenden Spruch, dass gut gemeint noch lange nicht gut gemacht ist. Und oft treffen Politiker Entscheidungen, die auch deswegen nicht populär sind, weil sie falsch sind.

  Van der Bellen soll einmal in sich gehen und darüber nachdenken, warum er ausgepfiffen wird; er sollte ehrlich darüber nachdenken. Vielleicht kommt er dann drauf, dass sein Verhalten und seine Äußerungen in den letzten Jahren dabei eine Rolle spielt bzw. spielen. Und irgend jemand sagte einmal: „Das Verhalten der Gesellschaft spiegelt die fehlgeleitete Politik einer Regierung“. Das betrifft auch den Bundespräsidenten.

  Sein Wahlkampf läuft nicht gut an.