Aufgrund erfolgreicher Maßnahmen und einer Menge guter Ideen wird das Schlamassel immer tiefer, in welches sich die EU selbst hineinmanövriert. Ein kaum erwähntes Beispiel der erfolgreichen Maßnahmen: Die EU beschloss ein EU- weites Embargo für Importe russischen Rohöls (ein oder zwei EU- Staaten haben, glaube ich, Ausnahmen von Brüssel zugesagt bekommen). Dieses Embargo soll in etwa drei Monaten in Kraft treten und was tut sich aktuell in der Sache? Aktuell importiert Europa (oder doch nur die EU?) täglich 1 Million Barrel russisches Öl – ja, 1 Million Fass täglich, und das schon über einen längeren Zeitraum – und füllt Lager auf, bevor diese Quelle versiegt. Die russischen Ölexporte belaufen sich laut Bloomberg pro Tag auf etwa 3,3 Millionen Fass – auf dem Seeweg, nicht durch Pipelines – und Europa (oder die EU?) kauft davon etwa ein Drittel auf. Und bis das Embargo greift, ist der Winter da und der Ölverbrauch wird auch aus diesem Grund kaum zurückgehen. Spätestens dann müssen andere Lieferanten gefunden sein, aber der Preis wird bis dahin vermutlich steigen. Völliges Chaos herrscht auch auf dem Gasmarkt in der EU. Da war die beste unter all den guten Ideen jene der EU- Chefin von der Leyen, die eine Preisobergrenze für russisches Gas vorschlug. Im Klartext: Ihre Idee war, der russischen Regierung bzw. Gazprom zu sagen, wieviel die EU im Höchstfall für russisches Gas bezahlen will. Dass diese Idee eines Gaspreisdeckels Russland gegenüber, im Licht der Realität betrachtet, doch nicht ganz so gut und fertig gedacht war, zeigte sich schnell. Nach dem Treffen der Energieminister in Brüssel schreibt nämlich eine britische Zeitung: „Vorschläge zur Begrenzung des Preises für Energieimporte, mit denen die Kriegsmaschinerie des Kremls finanziert wird, wurden nach dem Widerstand einiger Mitgliedsstaaten fallen gelassen. Putin hatte gewarnt, dass er die Energielieferungen vollständig einstellen werde, wenn eine Obergrenze eingeführt würde … Der Vorschlag wurde schließlich bei den Dringlichkeitsgesprächen fallen gelassen“. Putin nannte übrigens den Plan eines Preisdeckels für russisches Gas „eine absolut dumme Entscheidung“.

  Und da sich der Gasmangel und der extreme Gaspreis – verursacht eben durch den Mangel an Gas, durch Spekulation, durch das „freie Spiel der Kräfte“ auf den Märkten auch fatal auf den Strompreis auswirkt – auch durch die sogenannte Merit- Order – und der Strompreis durch die Decke geht, aus z. T. den gleichen Gründen wie der Gaspreis, gibt es auch zur Lösung dieses Problems schon gute Ideen: Die EU- Chefin kündigte einen Energie- Lockdown an. Oder so was Ähnliches wie einen Lockdown. Es soll, wenn es nach der EU- Kommission geht „ein verpflichtendes Ziel zur Reduzierung des Stromverbrauchs zu Spitzenzeiten“ eingeführt werden. Von der Leyen nennt das „Flatten the curve“, also „die Kurve abflachen“. Das läuft auf Stromrationierung während der Spitzenzeiten des Stromverbrauchs hinaus. Das wäre etwa von 6 Uhr bis 9 Uhr morgens und von 17 Uhr bis 22 Uhr abends. Man werde da, so die EU- Chefin, „sehr eng mit den Mitgliedsstaaten zusammenarbeiten“, um die angepeilte, verpflichtende (mandatory) Reduktion des Stromverbrauchs zu erreichen. Eine große Rolle könnten da in absehbarer Zeit die neuen Stromzähler, die sog. „Smart- Meter“, spielen. Mit diesen Geräten kann der aktuelle Stromverbrauch viertelstündlich abgelesen werden – und es kann aus der Ferne auch regulierend eingegriffen werden. Es könnten dann, „per Fernbedienung“ sozusagen, zu Spitzenzeiten Stromverbraucher wie z. B.  eine Elektro- Heizung abgeschaltet werden. Eine autoritäre Entwicklung eigentlich.

  Es könnte wirklich ein kalter Winter drohen, wenn es an Öl, an Gas, an Strom – und an Geld mangelt. Letzteres wegen der Preise und der Inflation. Und viele Leute werden, so ist zu befürchten, dann auch viel Zeit haben, über das ganze Schlamassel nachzudenken. Die ersten Unternehmen beginnen schon, die Produktion zurück zu fahren oder zuzusperren. Auf diese Weise wird (Achtung, Satire!) ein Teil des Arbeitskräftemangels gelöst. All die guten Ideen und die Werte bergen insgesamt die Möglichkeit in sich, die EU zu deindustrialisieren. Eine schöne neue grüne Welt zu schaffen. Ob das etwa der angestrebte „Great Reset“ ist, den von der Leyen ja unterstützen will?