Schon seit 2013 meint die österreichische Regierung, unbedingt mit Soldaten im afrikanischen Mali präsent sein zu müssen. Das begann unter Verteidigungsminister Klug, der glaubte, ohne seine „Soldatna“ ginge bei der EU- Trainingsmission EUTM und auch bei der UNO- Mission MINUSMA gar nichts. Eine der Ideen dahinter war, dass, wenn in Afrika für Stabilität gesorgt werden würde, dadurch die Migration nach Europa zum Erliegen kommen würde. „Wer Österreich schützen und verteidigen will, der muss dort für Stabilität sorgen, wo Krisen herrschen“, meinte der kluge Verteidigungsminister Klug zum Einsatz im von Unruhen und Anschlägen gebeutelten Mali. Traditionell, möchte man fast sagen, waren auch die Franzosen dort stationiert. Die auch eigene Ziele verfolgten. Die wurden aber wegen ihrer kolonialen Vergangenheit gar nicht gern gesehen. Und so richtig erfolgreich waren in Mali die ganzen, wahrscheinlich gut gemeinten Einsätze aber nicht; es gibt dort heute noch eine schwache Armee (wird zumindest behauptet), Unruhen, Anschläge und Migrantenströme. Und die Europäer und besonders die Franzosen sind immer noch unbeliebt. Verbessert hat sich also nichts; im Gegenteil.
Heuer entschlossen sich die Franzosen, sich aus Mali zurückzuziehen. Nicht ganz freiwillig. Sie waren von der malischen Regierung aufgefordert worden, das Land zu verlassen. Nach dieser Entscheidung der Franzosen meinte Kanzler Nehammer, dass es dann auch Zeit für Österreich wird, das zu tun. Auch die deutsche Verteidigungsministerin meinte: „Ich muss sagen, dass ich sehr skeptisch bin, ob es bei EUTM zu einer Verlängerung des Mandates kommt“. Diese Skepsis teilte auch der EU- „Außenminister“ Borrell in der Frage, ob die Voraussetzungen für die Ausbildung regionaler Militärs durch die EUTM- Mission erfüllt seien und forderte von der malischen Regierung „Garantien“. Jetzt haben sich aber die Spannungen zwischen der Putschregierung in Mali und dem ehemaligen Kolonialherrn Frankreich verschärft. Jetzt dürfen auch französische NGO´s nicht mehr in Mali arbeiten. Im Gegenzug wirft die französische Regierung Mali vor, zunehmend mit Russland und der Söldnertruppe Wagner zusammenzuarbeiten und hat deshalb die Entwicklungshilfe für Mali gestrichen. Und nachdem Frankreich die Putschregierung für „illegitim“ erklärte, musste der französische Botschafter Mali verlassen. Unabhängig davon haben Mali und Russland ein neues Abkommen zur Sicherheitskooperation unterzeichnet, wie zu lesen ist. Es beinhaltet u. a. die Bereiche Sicherheit, Nachrichtendienste, Risiko- und Katastrophenmanagement, Bekämpfung des Drogenhandels und Personalausbildung.
Deutschland will die veränderte Situation in Mali aber nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Die Bundesregierung will den Abzug der Bundeswehr aus Mali um ein Jahr, bis Mai 2024, verschieben. Während die Verteidigungsministerin den Einsatz im Mai 23 beenden wollte, setzte sich die Außenministerin mit ihrer Forderung durch, ein Jahr länger in Mali zu bleiben. Das hat aber nichts mit Mali zu tun. Die Außenministerin meinte nur, der Einfluss der Russen in der Sahel- Zone müsse zurückgedrängt werden. Dabei ist der deutsche Militäreinsatz in Mali längst als gescheitert zu betrachten – und er weist viele Parallelen zum gescheiterten Einsatz in Afghanistan auf. Auch dort gab es westliche Ignoranz und Überheblichkeit. Auch dort konnte kein Vertrauen aufgebaut werden. Auch dort gab es mehr Nebeneinander als Miteinander. Den fremden Mächten in Mali – nicht nur den Deutschen – gelingt es nicht, die Aufstände im Norden in den Griff zu bekommen; im Gegenteil. Die Aufständischen machen Gebietsgewinne, sind schon bis ins Zentrum des Landes vorgedrungen. Die westlichen Organisationen haben bisher auch keinen wirtschaftlichen Aufbau zustande gebracht. Für den Westen ist das Mali- Abenteuer gescheitert. Frankreich mit den meisten Soldaten ist schon im August aus Mali abgezogen. Großbritannien kündigte letztens an, seinen Mali- Einsatz ebenfalls zu beenden. Andere europäische Staaten haben ebenfalls vor, ihre Truppen zurückzuziehen oder haben das schon gemacht. Auch in Deutschland drängen Militärs auf einen schnellen Abzug und auf ein Eingestehen des Versagens. Aber das will die Außenministerin verhindern. Die will lieber, dass sich die deutsche Bundeswehr im Mali- Nachbarland Niger festsetzt.
Entgegen der Ankündigung des Kanzlers im Februar hält die österreichische Verteidigungsministerin ungeachtet der aktuellen Entwicklung am Mali- Einsatz fest, will zumindest bis 2024 bei der EU- Trainingsmission dabei sein. Aber auch für die Österreicher hat Mali eine „rote Linie“ überschritten, weil die Regierung die Kontakte zu Russland intensiviert hat und die Wagner- Truppe („Wagner ist Feind“) in Mali sehr aktiv ist. Angeblich aber erfolgreicher als die Europäer.