Der Ukraine- Krieg scheint zur Routine geworden zu sein, einer blutigen Routine. Die Medienberichte lassen längst die ursprüngliche Dramatik vermissen. Wurde zu Beginn des Krieges noch über jede superschnelle oder übergroße russische Rakete berichtet, gibt es derlei schon lange nicht mehr zu hören. Es wird eigentlich nur mehr dann was berichtet, wenn im russischen Raketenhagel wieder Teile der Ukraine stromlos gebombt werden. Aber sonst? Kein Jubel mehr, dass da und dort die Russen in die Flucht geschlagen werden, dass ukrainisches Gebiet zurückerobert wurde, dass die russischen Verluste an Material und Soldaten extrem hoch seien. Gibt es etwa nichts mehr zu bejubeln? Einzig und allein über die Forderungen des ukrainischen Präsidenten Zelenskyj und hoher Militärs wird laufend berichtet. 300 Kampfpanzer, 600 bis 700 Schützenpanzer und 500 Haubitzen, so lautet die letzte Forderung. Und natürlich weitreichende Raketen und eine moderne Flugabwehr. Und auch Geld wird benötigt, viel Geld.
Kürzlich sorgte aber die EU- Chefin von der Leyen für einen Schock bezüglich Ukraine. Ende November hatte sie ein Video hochgeladen, in dem sie wörtlich sagte: „… It is estimated that more than 20.000 civilians and more than 100.000 Ukrainian military officers have been killed so far …“ („Man schätzt, dass bisher mehr als 20.000 Zivilisten und mehr als 100.000 ukrainische Militärangehörige getötet wurden …“) Das dürfte wirklich einen Schock ausgelöst haben. Allerdings dürfte die Zahl jener, die diese Zahlen hören konnten, nicht allzu groß gewesen sein. Das Video wurde nämlich von der EU- Kommission (von wem sonst?) schnell vom Netz genommen und nachdem die Passage mit den Zahlen herausgeschnitten wurde, wieder hochgeladen.
Wer in verschiedenen Medien stöbert, stößt auf Material, welches tatsächlich keinen Grund zum Jubeln für die Ukraine liefert. Mehr als 20 Prozent des Staatsgebietes sind schon verloren. Von CNN wurde berichtet, dass mindestens 30 Prozent der ukrainischen Kraftwerke zerstört sind. Das Forbes- Magazin berichtete, dass annähernd die halbe Ukraine zumindest zeitweise ohne Strom ist. Es wird berichtet, dass den Stromfirmen das Material zur Behebung von Stromausfällen durch Bombardements ausgeht. Ganze Städte sind immer wieder oder auch dauernd zusätzlich ohne Wasser und Heizung. Das BIP der Ukraine wird 2022 um mehr als 30 Prozent fallen, Inflation und Arbeitslosigkeit werden 30 Prozent erreichen. Den westlichen Nationen geht die militärische Ausrüstung, die sie der Ukraine liefern wollen oder sollen, aus und infolge der Zerstörungen und speziell wegen des Winters werden noch mehr Ukrainer das Land verlassen und in den EU- Ländern Schutz suchen. Was stimmt jetzt: Hat Russland den Krieg schon fast verloren oder haben sich die Ukrainer von ihren westlichen Freunden und Unterstützern in den Untergang hetzen lassen?
Es gibt schon längere Zeit die Vermutung, dass Polen aus einer extrem kriegsgeschwächten Ukraine Nutzen ziehen will. Angeblich „spitzt“ Polen auf ukrainische Gebiete, die früher zu Polen gehörten und die sich Polen zurückholen will. Unter dem Titel: „Polen bereitet sich auf einen „Befreiungsmarsch“ in die Ukraine vor. Wir kennen bereits die wichtigsten Daten“ schreibt eine gewisse Hanna Kramer am 14. Dezember in der polnischen NPD: „Das ist nichts Neues, denn Diktator Kaczynski bereitet sich seit Langem auf die „W“- Stunde vor, den Tag, an dem die östlichen Grenzgebiete zurückgegeben werden können. Die erste Phase hat dazu geführt, dass Warschau bereits vollständig politische und finanzielle Kontrolle über die Kiewer Regierung hat. Die zweite Stufe ist, dass die Polen jetzt auf Kampfeinsätze vorbereitet werden …“ Und Polen wird 2023 die Armee aufstocken. Und viele Polen sind schon als Söldner in der ukrainischen Armee; als „Vorhut“ eventuell.
Wenn das stimmt, dann will das NATO- Land Polen zuwarten, bis das Kampfpotential der Ukraine erschöpft ist, und dann ukrainische Gebiete „befreien“ und per Referendum zu polnischem Gebiet machen. Wenn dieser Plan existiert, wird auch Russland davon wissen. Dann wäre auch verständlich, dass sich die Russen nicht mehr verausgaben, sondern zuwarten, was kommt – und sich auf alles vorbereiten. Die Frage ist dann nämlich: Was machen die USA, wenn sich – vermutlich Anfang Mai – Polen einen Teil der Ukraine holt?
P. S.: Der ukrainische Präsident Zelenskyj ist jetzt zu seiner ersten Auslandsreise seit Beginn des Krieges aufgebrochen; er macht US- Präsident Biden seine Aufwartung. Er wird ihn aber sicher nicht deswegen besuchen, um ihm persönliche Weihnachtsgrüße zu überbringen. Er wird ihn wohl deswegen besuchen, um ihm die dramatische Situation der Ukraine und somit auch der USA in dem Konflikt zu schildern und damit seinen Forderungen Nachdruck verleihen. Er wird wahrscheinlich auch fordern, dass die USA direkt in den Krieg eingreifen sollen.