Vor ein paar Tagen wurde das Ergebnis einer Langzeitstudie in Österreich veröffentlicht. Dieses Ergebnis brachte die „Krone“ unter dem Titel: „“Misstrauische Staatsbürger“ auf dem Vormarsch“. Das ist aber eigentlich noch beschönigend gesagt, denn die Politik kann sich da nur mehr in Grund und Boden schämen. Es stimmt schon; hoch angesehen waren früher auch nur einzelne Politiker und von denen meist Lokalpolitiker, die bei „ihren“ Leuten persönlich bekannt waren und die die Einstellung und die Arbeit „ihrer“ Politiker kannten. Der Rest wurde halt mehr oder weniger akzeptiert, sie wurden ja ohnehin von der Partei eingesetzt und nicht direkt gewählt – so wie auch heute noch. Die Veränderung in der Einstellung den Politikern gegenüber ist trotzdem gravierend. Das hängt auch damit zusammen, dass es heute mehr Möglichkeiten gibt, den Politikern auf die Finger zu schauen – und weil Politiker auch vor ihren Berufskollegen nicht mehr sicher sind, was Veröffentlichungen bis hin zu Verleumdung und Rufmord betrifft. Bei der ersten Umfrage, das war 1981, hielten 38 Prozent der Befragten die Politiker für korrupt und bestechlich, heute sind es erschreckende 64 Prozent. Damals meinten auch nur 30 Prozent, dass die Politiker keine gute Arbeit abliefern, heute sind das ebenfalls 64 Prozent. Und dass es die Politiker sehr wenig interessiert, was die Menschen denken, davon waren schon 1974 drei Viertel der Befragten überzeugt und daran hat sich bis heute kaum was geändert. Die früher übel beleumdeten Gebrauchtwagenhändler hatten sicher höhere Beliebtheitswerte.
Es ist ein erschreckendes Sittenbild der Politiker, welches da sichtbar gemacht wird. Es ist eine Schande. Ein Blick in das sogenannte „Hohe Haus“ bei einer Sitzung bestätigt das Bild. Offenes Desinteresse, intensiv chatten oder telefonieren, ein Scherzchen mit dem Nachbarn, Respektlosigkeit, ab und zu ein Nickerchen – und das alles ungeachtet der Tatsache, dass öffentlich live übertragen wird und/ oder Zuschauer das Treiben verfolgen. Dass so manche der „Volksvertreter“ von der Schulbank weg geradewegs in die Politik wechselten ohne auch nur irgendeine abgeschlossene Ausbildung zu haben, spricht ja auch nicht gerade für diese Leute. Es ist fast ein wunder, dass bei diesem „Personal“ der österreichischen Staatsbürger überhaupt noch so viele Leute wählen gehen. Das ist wahrscheinlich auf das Fehlen entsprechender Alternativen zurückzuführen.
Dass jetzt in Brüssel der Riesen- Korruptionsskandal aufgedeckt wurde, bestätigt das Misstrauen der Staatsbürger in die Politik. Dabei ist das keineswegs ein Einzelfall und es laufen ja aktuell sogar Ermittlungen gegen die Kommissionspräsidentin von der Leyen. Bezeichnend für den Zustand der Politik in Brüssel ist ja auch die Tatsache, dass nicht OLAF, die EU- Anti- Betrugsbehörde, die Schweinerei aufdeckte, in der mittlerweile gegen etwa 60 Personen ermittelt wird, sondern die belgische Polizei. Die konnte dem verschmierten Treiben wohl nicht mehr länger zuschauen. Und ja; die EU- Behörden und die öffentlichen Medien versuchen natürlich den Ball flach zu halten und lenken das öffentliche Interesse nur auf die abgesetzte Vizepräsidentin des EU- Parlaments, Eva Kaili. Die anderen Verdächtigen sollen im Hintergrund bleiben.
Mit stolzgeschwellter Brust die „Werte“ zu betonen, ist jetzt nicht mehr so angebracht.