Die gegen Russland verhängten Sanktionen haben einige unangenehme Überraschungen für die Sanktionierer wie z. B. die EU gebracht. Es wurde ja ganz sicher nicht damit gerechnet, dass der russische Rubel plötzlich von fast Schrott- Niveau auf ein Dauer- Hoch aufstieg. Der Rubel wurde dann irgendwo sogar als die „aktuell stabilste Währung der Welt“ bezeichnet. Wirtschaftsfachleute sehen es auch als bewiesen, dass die russische Wirtschaft als Folge der Sanktionen nicht „zerbröselte“, sondern der Abschwung moderat und gedämpft erfolgte. Im Westen wird hingegen gestritten, ob die Sanktionen schuld sind an Wirtschaftsabschwung und extremer Inflation oder ob es vielleicht irgendwelche anderen Gründe dafür gibt. Und nachdem in erster Linie in der EU gehofft wurde, Putin bei Öl und Gas zu Fall bringen zu können, war das der nächste Rückschlag. Statt ihn finanziell ruinieren zu können, gab es plötzlich die Schreckensnachricht: Russlands Einnahmen für Öl- und Gasexporte waren noch nie so hoch. Die „Werte- Prediger“ in der EU standen mit langen Gesichtern da. Es blieb ihnen – Energiewende hin oder her – nichts anderes übrig, als von ihren US- Freunden sauteures Flüssiggas, gewonnen großteils durch Fracking, zu kaufen. Es blieb ihnen  auch nichts anders übrig, als im arabischen Raum bei homophoben und die Menschenrechte und die Werte der EU verachtenden Potentaten untertänigst um Gas zu bitten; welche Schmach. Und viele Leute fragen sich trotz Allem immer noch, wer wohl die Nord Stream- Gasleitungen unter Wasser gesprengt haben mag.

  Dass trotz der Sanktionen bei Öl und Gas Putin zum Nutznießer wurde, hat er dem großen asiatischen Bedarf zu verdanken – und den großzügigen Rabatten, die Russland einigen Ländern gewährt. Von diesen Ländern, Indien z. B., können die EU- Staaten Öl und Ölprodukte kaufen und das wird auch so praktiziert. Natürlich mit einem hohen Preisaufschlag. Dass die Produkte von Russland kommen, wissen alle Beteiligten. Alle tun aber so, als würden sie es nicht wissen. Um die ganze eigentlich erfolglose Geschichte noch zu toppen, hat die EU eins draufgesetzt. Einen sogenannten Preisdeckel. Es gibt da natürlich auch wieder Ausnahmen und der Weltmarktpreis spielt auch eine Rolle, aber es wurde ein Preisdeckel verhängt. Als Antwort darauf hat Russland die Ausfuhr von Öl und Ölerzeugnissen an ausländische Abnehmer verboten, die sich an den Preisdeckel halten wollen.

  Wegen dieser gegenseitigen Sanktionierungen kommt jetzt Bewegung in den Markt. Die großen Öl- und Gasländer in der arabischen Welt verlagern ihre geschäftlichen Schwerpunkte aus dem asiatischen Raum hin zu europäischen Ländern. Die sind jetzt gewillt – was bleibt ihnen auch anderes übrig? – zu kaufen was es zu kaufen gibt und das auch zu wesentlich höheren Preisen als bisher gewohnt. Aber der Bedarf muss gedeckt werden. Und der asiatische Markt, vornehmlich in China und Indien, wird mit günstigen russischen Lieferungen zufriedengestellt.

  All jenen Ländern, die sich den Sanktionen gegen Russland angeschlossen haben, fallen die gestiegenen Energiepreise auf den Kopf. China und Indien (und viele andere Länder in Asien. Afrika, Südamerika) gehören nicht zu den Sanktionierern, wurden von Russland deshalb nicht auf die Liste der „unfreundlichen Staaten“ gesetzt und haben jetzt Preisvorteile. Die größten Verlierer, was die Energiepreise betrifft, sind jedenfalls die EU- Staaten bzw. die G20- Staaten. Darunter hat die Wirtschaft zu leiden, Pleiten und Abwanderung werden zunehmen. Wofür wird dieser Preis bezahlt?

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