In Österreich nimmt, obwohl es erst Mitte März ist und die Zahlen erst im Sommer richtig ansteigen werden, die illegale Migration schon wieder beängstigende Ausmaße an; nach dem absoluten Rekord von 108.781 Asylanträgen im Vorjahr. Ohne ukrainische Kriegsflüchtlinge. Und in nur 15 Prozent der abgeschlossenen Asylverfahren erhielten die Migranten einen positiven Asylbescheid. Bei den 85 Prozent jener Asylwerber ohne positiven Asylbescheid stellt sich jetzt die Frage: „Was ist mit denen, bekommen sie einen anderen Aufenthaltstitel wie humanitäres Bleiberecht oder subsidiären Schutz o. ä. oder müssten sie – zumindest theoretisch – das Land verlassen?
Und trotz dieses Massenzustroms an Menschen – großteils junge Männer im besten arbeitsfähigen Alter – fehlen in Österreich anscheinend immer mehr Arbeitskräfte. Was ist da los? Sind diese jungen Migranten, wenn überhaupt, etwa nur sehr bedingt am Arbeitsmarkt einsetzbar? Ja, es gibt Zahlen, nach denen der Anteil an Analphabeten zumindest aus einigen Herkunftsländern sehr hoch ist. Dass diese Menschen, wenn überhaupt, erst nach Jahren fit sind für den Arbeitsmarkt, ist verständlich. Aber Hilfsarbeiter werden immer weniger benötigt. Und im Gesundheits- und Pflegebereich wird sich das massive Problem des Fachkräftemangels – nicht einfach Arbeitskräfte – mit Asylwerbern gar nicht lösen lassen. Zu sagen, „die bilden wir halt zu Pflegekräften und Krankenschwestern aus“ ist das Eingeständnis, in einer Scheinwelt zu leben. In einer Blase, ohne Bezug zur realen Welt. Auch das Bildungssystem liegt darnieder, siecht vor sich hin. Lehrer werden als „Quereinsteiger“ aus allen möglichen Sparten zu rekrutieren versucht, ohne eine eigentlich dafür vorgesehene Ausbildung. Weil die echten Lehrer sich das oft nicht mehr antun und hinschmeißen. So wie auch Krankenhaus- Personal und Pflegekräfte. Weil die Bedingungen nicht mehr passen und das Geld. Nur; hinschmeißen und gehen ist ein Phänomen, das auch in anderen Bereichen und Sparten nicht unbekannt ist. Und in Grenzregionen zu Deutschland und der Schweiz kommt die Abwanderung in diese Länder dazu. Weil dort z. B. mehr zu verdienen ist und/ oder weil die Bedingungen besser sind. Das heißt, viele eigene Fachleute kehren ihrer Heimat den Rücken.
Bei der Migration nach Österreich, aber das ist schon lange bekannt, sind gut ausgebildete und für den Arbeitsmarkt verfügbare Menschen Mangelware. Diese Menschen kommen nicht als Asylwerber nach Österreich oder in ein anderes EU- Land. In diese Länder kommen die Massen an Asylwerbern mit wenig bis keiner Schul- oder Berufsausbildung. Sie werden angelockt von den Sozialsystemen der Zielländer. Gut ausgebildete Menschen bleiben in ihrer Heimat oder sie gehen in Länder, in denen sie bessere Bedingungen vorfinden als in Österreich (oder Deutschland oder sonst wo in der EU). Gut ausgebildete Menschen, z. B. aus Afrika, gehen eher in die USA oder nach Australien oder in die Schweiz. Der deutsche Finanzminister Lindner war vor ein paar Wochen im afrikanischen Ghana, warb dort im Hörsaal meiner Hochschule um Fachkräfte für die Industrie, in der Technologie, in der IT, im öffentlichen Dienst. Als er die Studenten dann fragte: „Bitte, heben Sie Ihre Hand: Für wen wäre das eine Option?“, schaute er einmal ungläubig. Eine Handvoll Studenten, mehr nicht, hob zögernd die Hand. Dem deutschen Kanzler Scholz ging es auf einer Werbetour in Indien nicht viel besser.
Es scheint sich in der Welt schon herumgesprochen zu haben, dass es mit Ländern wie Österreich und Deutschland abwärts geht, dass die De- Industrialisierung Fahrt aufnimmt, dass die gesamte EU wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast ist. Und in solch eine Region sollen gut ausgebildete und hoch qualifizierte Menschen einwandern? Was die Migration betrifft, bestätigt sich zunehmend: Für die USA die Klasse, für Europa die Masse.