Neben der Tatsache, dass es in der Ukraine einen für beide Seiten – Ukraine und Russland – verlustreichen und schmerzhaften Krieg gibt, ist rund um die Ukraine in den letzten Tagen auch intensiver gewordenes Blätterrascheln bei den Medien zu vernehmen. Da war beispielsweise der ukrainische Präsident Zelenskyj einmal nicht per Videoschaltung, sondern real, in Fleisch und Blut, in der EU unterwegs. Er begann seine Tournee im Vatikan mit einer Privataudienz beim Papst, wobei ihn dessen Friedensbemühungen ziemlich kalt gelassen haben dürften. Dann traf er sich „gleich um die Ecke“ mit der italienischen Ministerpräsidentin Meloni, um mit ihr über militärische Unterstützung zu reden. Mit Erfolg, wie berichtet wurde. Von Italien reiste er weiter nach Deutschland, um den Karlspreis, der verliehen wird für Verdienste um Europa und die europäische Einigung, entgegen zu nehmen. Wobei es da eine kleine Panne gab. Während der Rede Zelenskyjs fiel die Auszeichnung nämlich aus irgend einem Grund zu Boden. Hauptgrund des Deutschland- Besuches waren natürlich Waffenlieferungen. Von Deutschland ging es weiter nach Frankreich zu Präsident Macron und dann nach Großbritannien zu Premierminister Sunak und auch bei diesen Besuchen ging es um Waffenlieferungen für die Ukraine. Und Zelenskyj war auf seiner Tour erfolgreich. Er erhielt massive Zusagen; von Deutschland alleine für etwa 2,7 Milliarden Euro. Einzig die geforderten Kampfflieger wurden ihm nicht zugesagt. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Bei den Kampfpanzern dauerte es ja auch eine Weile und mittlerweile wurden angeblich etwa 300 Stück geliefert.
Es tut sich aber auch auf den Propagandakanälen beider Seiten jede Menge. Die Ukraine preschte vor mit der Jubelmeldung, mit dem US- amerikanischen Patriot- Raketenabwehrsystem wäre eine russische „unbezwingbare“ Kinzhal- Hyperschallrakete abgeschossen worden. Großes Staunen und dann medialer Applaus.Super! Geht ja doch. Eine Blamage für Putin. Kaum ein westliches Medium, das diese Erfolgsgeschichte nicht brachte. Fast zeitgleich tauchte ein Video im Netz auf, in dem der Kiewer Bürgermeister Klitschko stolz die angeblichen Trümmer der abgeschossenen Kinzhal präsentierte. Aber da eben alles steigerungsfähig ist, gab es dann ukrainische Berichte, wonach die Ukraine nicht nur eine, sondern bei einer russischen Angriffswelle gleich sechs Kinzhal und eine Menge anderer Raketen und Drohnen abgeschossen hätte. Kein einziges russisches Flugobjekt hätte dank der hervorragenden ukrainischen Abwehr sein Ziel erreicht.
Dann wurde Russland aktiv. Es tauchten im Netz Bilder Auf, mit denen dargestellt wurde, dass die von Klitschko präsentierten Trümmer alleine auf Grund der Größe nie und nimmer von einer Kinzhal stammen können, sondern Teile einer herkömmlichen Fliegerbombe sind. Auf einem Bild wird nämlich die etwaige Größe einer Kinzhal gezeigt. Und dann wurde von russischer Seite gesagt, dass von Russland in der fraglichen Zeit gar nicht so viele Raketen und Drohnen abgefeuert worden wären, wie die Ukraine behauptet abgefangen zu haben. Und dann ließ Russland, als Gegenstück zum Kinzhal- Abschuss, eine mediale Bombe platzen: Sie hätten ein Patriot- Raketenabwehrsystem mit eben einer Kinzhal- Hyperschallrakete vernichtet. Es tauchten, wie zur Bestätigung, ins Netz gestellte Videos ukrainischer Blogger auf. Auf diesen Videos ist zu sehen, wie eine (vermutlich Patriot-) Raketenabwehrstellung etwa 30 Raketen abfeuert und dann ein Feuerball das vermutliche Ende der Stellung zeigt. Sechs ukrainische Blogger sind angeblich in Kiew in Haft genommen worden, wie sie die Aufnahmen, die von öffentlichen Überwachungskameras stammten, ins Netz stellten. Mittlerweile wurde sogar von US- Stellen und Medien eingeräumt, dass ein Patriot- System tatsächlich getroffen und beschädigt wurde. Die Russen behaupten hingegen, sie hätten am 16. Mai fünf Patriot- Abschussrampen und ein Multifunktionsradar zerstört.
Eine Patriot- Rakete, so heißt es, kostet irgendwo zwischen 3 und 5 Millionen Dollar, und das System zwischen 500 Millionen und einer Milliarde. Was da zerstört wurde – sofern es stimmt, ist also nicht nur ein riesiger finanzieller Verlust. Es ist auch ein schwerer Schaden für die Glaubwürdigkeit an das unbezwingbare Patriot- Abwehrsystem. Salz in die Wunden streute dann noch ein ehemaliger Oberst der US- Army, der in einem Interview sagte: „Niemand kann eine Hyperschallrakete abschießen. Ich halte es für absurd, auch nur anzudeuten, dass diese Kinzhal- Raketen, die Hyperschall sind, hätten abgeschossen werden können“. Und er sei geneigt, den Russen zu glauben. Und vor einigen Tagen gab es im Netz Videos zu sehen, die eine riesige Explosion in einer ukrainischen Stadt zeigten. Angeblich soll es sich um Waffen- und Munitionsdepots gehandelt haben, in denen große Mengen an von westlichen Staaten gelieferte Waffen und Munition, angeblich auch die britische Panzermunition mit abgereichertem Uran, gelagert waren. Bei dieser Explosion hieß es jedenfalls nicht, die wäre durch eine abgefangene russische Rakete verursacht worden.
Unter Umständen schaut es an der Front für die Ukraine doch nicht so rosig aus, wie der Eindruck erweckt werden soll und wer weiß, wann und ob die große Gegenoffensive wirklich kommt. Vielleicht ist auch an dem Gerücht was dran, dass Regierungsbeamte auf verschiedenen Ebenen in Polen, Ungarn, Litauen, Estland, Lettland und Tschechien den ukrainischen Präsidenten dazu drängen, den Krieg zu beenden – notfalls auch mit seinem Rücktritt – und den Wiederaufbau in Gang zu bringen. Darüber berichtet jedenfalls der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh.
Aber vielleicht ist das auch nur Propaganda.