Bei den täglichen Medienberichten über den Ukraine- Krieg wird künftig ein Teil nicht mehr erwähnt werden: Die Berichte über die Schlacht um Bakhmut – oder auf russisch Artjomowsk. Diese Stadt mit einst etwa 70.000 Einwohnern wurde von den russischen Truppen bzw. den „Wagner“- Truppen am 20. Mai für vollständig eingenommen erklärt und auf irgend einer Ruine wurde die russische Fahne gehisst. Putin gratulierte der russischen Armee und der Wagner- Truppe zum Sieg. Zum selben Zeitpunkt bestritt die ukrainische Seite bzw. der ukrainische Präsident Zelenskyj noch, dass die Stadt verloren ist. Die Schlacht um Bakhmut begann vor etwa 9 Monaten. Da hieß es, die Stadt hätte keine strategische Bedeutung, es sei eine bedeutungslose Kleinstadt im Nirgendwo. Für die Russen, so hieß es, wäre die Einnahme dieser Stadt eine Prestige- Angelegenheit, weil sie in der Defensive waren und einen Sieg benötigten. Dann bekam die Stadt doch auch eine strategische Bedeutung zugesprochen. Sie war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, wichtig für den Nachschub der Ukraine. Plötzlich war diese kurz vorher noch bedeutungslose Stadt eine Prestigesache für beide Seiten. Zelenskyj ordnete die Verteidigung der Stadt an. Er sagte: „Niemand wird Bakhmut aufgeben. Wir werden so lange kämpfen, wie wir können“. Die Russen bzw. die Wagner- Truppen mit Chef Prigoschin kämpften verbissen um jeden Meter Boden. Es müssen blutige Gemetzel gewesen sein und der Wagner- Chef beschimpfte per Video mehrmals die russische Armeeführung, den Russischen Verteidigungsminister und auch Präsident Putin. Seine Vorwürfe lauteten, man würde seine Leute im Stich lassen, es gäbe zu wenig Hilfe für seine Verwundeten, er bekäme zu wenig Munition.
Bakhmut wurde wegen seiner hohen menschlichen Verluste – bestätigte Zahlen gibt es aber nicht – der „Fleischwolf“ genannt. Schätzungen und Behauptungen der jeweiligen Gegenseite belaufen sich auf 50.000 bis zu mehr als 100.000 und da ist nicht klar, ob es sich um Tote und Verwundete oder gar nur Tote handelt. Es ist jedenfalls die bis jetzt opferreichste Schlacht im Ukraine- Krieg, wesentlich schlimmer als die Schlacht um Mariupol. Etwa 9 Monate dauerte die Schlacht um Bakhmut, die Stadt ist völlig zerstört. Für die Ukraine und für Zelenskyj ist das ein Debakel. Die Niederlage war trotz des Einsatzes modernster westlicher Waffensysteme der NATO nicht zu verhindern.
Was die Gesamtverluste betrifft, werden jetzt in Medien schon Vergleiche angestellt mit der Schlacht von Waterloo. Bei dieser Schlacht im Jahr 1815 gab es insgesamt 47.000 Tote und Verwundete und bei Bakhmut wird von mindestens 50.000 ausgegangen. Der ukrainische Präsident selbst vergleicht die völlig zerstörte Stadt Bakhmut mit der japanischen Stadt Hiroshima, die durch die erste auf Menschen abgeworfene Atombombe der Amerikaner zerstört wurde und wo es sofort etwa 70.000 Tote gab. Ich würde die Schlacht um Bakhmut eher mit der Schlacht um Verdun in Frankreich im 1. Weltkrieg vergleichen. Die Schlacht um Bakhmut dauerte etwa 9 Monate, also ungefähr 250 Tage. Die Schlacht um Verdun dauerte etwa 300 Tage. Bakhmut ist völlig zerstört, und die Ruinen werden noch mit schwerer Artillerie beschossen. In Verdun wurden 9 Dörfer völlig zerstört und Verdun war ebenfalls eine Schlacht, in der schwere Artillerie die wichtigste Waffe war. Die Verluste im „Fleischwolf“ Bakhmut sind offiziell nicht bekannt, es wird von mindestens 50.000 Opfern ausgegangen. Vielleicht wird man irgendwann die Verluste bekannt geben, vielleicht auch nicht. Weil beide Seiten vielleicht nicht wollen, dass die Menschen erfahren, wie viele Opfer der „Fleischwolf“ von Bakhmut gefordert hat. Die Schlacht um Verdun forderte jedenfalls bei Franzosen und Deutschen etwa zu gleichen Teilen insgesamt zirka 305.000 Tote und etwa 400.000 Verwundete.