Serbien konnte sich bis jetzt, so wie der Großteil der Welt, aus den Russland- Sanktionen heraushalten. Es war bis jetzt eine Gratwanderung. Einerseits will bzw. soll Serbien in die EU, andererseits will es die traditionell enge Beziehung zu Russland nicht aufgeben. Jetzt kommt Serbien aber zunehmend unter Druck; die EU will unbedingt erreichen, dass sich Serbien den Sanktionierern anschließt. Ein Pech für den Balkanstaat, dass er eben zum Balkan gehört und nicht zum globalen Süden. Der beteiligt sich nämlich beinahe zu 100 Prozent nicht an den Sanktionen gegen Russland, auch wenn sich EU- Politiker permanent als Überredungskünstler versuchen – ohne Erfolg.
Nachdem bei Serbien bzw. seinem Präsidenten Vucic gutes Zureden nichts half, kommt jetzt eine neue Strategie zum Tragen; mit Hilfe des Kosovo. Anscheinend wurde der Kosovo dazu geschaffen, um Probleme am Balkan am köcheln zu halten bzw. bei Bedarf welche zu schaffen. Und jetzt, so scheint es, ist es eben (wieder) so weit. Der Kosovo, dieser Kleinstaat, der zum Großteil (oder zur Gänze?) aus ehemaligem serbischen Gebiet besteht, wird aus dem Grund von Serbien nicht anerkannt. Der Kosovo wird aber nicht einmal von allen EU- Staaten anerkannt. Der Norden des Kosovo ist auch fast zur Gänze von Serben bewohnt und nicht von Albanern, die den Großteil der restlichen Bevölkerung des Kosovo stellen. Und im Nord- Kosovo kam es, wahrscheinlich nicht ganz zufällig, zu Unruhen.
Dazu muss man erwähnen, dass im Kosovo seit 1999 fremde Truppen stationiert sind, KFOR (Kosovo Force), um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Aktuell sind das ungefähr 3.400 Soldaten der NATO und einiger Nicht- NATO- Staaten wie Österreich, welches etwa 350 Soldaten unter NATO- Kommando dort stationiert hat. Die KFOR soll die UN- Resolution 1244 umsetzen.
Die Unruhen begannen eigentlich schon vergangenen Herbst. Als Folge traten die serbischen Bürgermeister wegen der Unterdrückung der Serben durch die Regierung des Kosovo geschlossen zurück und es mussten Neuwahlen abgehalten werden. Diese Wahlen waren nach demokratischem Verständnis alles andere als gültige Wahlen und sie waren eine Blamage für die Regierung des Kosovo und die internationalen Unterstützer. Die Wahlen wurden von den Serben boykottiert, weil sie keine Kosovaren sein wollen. Gewählt haben ein paar kosovarische Albaner, die Wahlbeteiligung lag bei 3,5 Prozent – und diese Wahl wird als gültig betrachtet! Als die „gewählten“ neuen Bürgermeister ihr Amt antreten wollten, kam es zu Protesten der Serben. Die kosovarische Polizei drang – was sie laut internationaler Verträge nicht darf – in serbisch bewohnte autonome Gebiete ein und diese Vertragsbrüche werden von den NATO- „Beschützern“ gedeckt. Die Situation schaukelte sich in den letzten Tagen auf.Serbien verlegte Militär an die Grenze zum Kosovo, um ihre Leute notfalls zu schützen. Im Zuge von Demos griffen KFOR- Soldaten ein; es gab Verletzte bei Serben wie bei Kosovo- Albanern und auch KFOR- Soldaten. Und jetzt beginnen, sicher ganz zufällig, in Serbien Demos gegen die Regierung bzw. gegen Vucic. Wegen des Kosovo und wegen der serbischen Einstellung zum Ukraine- Krieg. Die Regierung soll nach Möglichkeit gestürzt und gegen eine getauscht werden, die sich gegen Russland stellt. Wenn Vucic nicht einlenken will.
Auch in Moldawien kriselt es. Dieses kleine Land, das „Armenhaus Europas“ zwischen der Ukraine und Rumänien, hat entlang der ukrainischen Grenze die abtrünnige, selbsternannte Republik Transnistrien, die unter dem Schutz Russlands steht. Die jetzige moldawische Regierung ist ausgesprochen westlich orientiert, das Land will in die EU. Es demonstrieren trotzdem tausende Menschen gegen die prowestliche Regierung und fordern den Rücktritt der Präsidentin. Zusätzlich wird davor gewarnt, dass die Ukraine gegen das von Russland beschützte Transnistrien vorgehen und den Ukraine- Krieg ausweiten könnte.
Georgien hat ebenfalls Probleme wegen des Ukraine- Krieges. Auch Georgien als Nachbar Russlands beteiligt sich nicht an den Russland- Sanktionen, um seine Wirtschaft nicht zu ruinieren. Auch Georgien will in die EU und die EU, die in Georgien mit der „European Union Monitoring Mission“ aktiv ist, will Georgien unbedingt „überreden“, sich an den Sanktionen zu beteiligen. Es gibt sogar Gerüchte, nach denen dem Kaukasusland der EU- Beitritt versprochen worden sein soll, wenn es einen Krieg mit Russland beginnt. Und die georgische Präsidentin mit französischer Staatsbürgerschaft übt öffentliche Kritik an der eigenen Regierung, die ihr zu russlandfreundlich ist. Und „wie bestellt“ gibt es pro- westliche Demos gegen die Regierung, die „nach Farb- Revolution Riechen“.
Es ist ein Spiel mit dem Feuer, welches in Europa betrieben wird.