In den letzten Wochen machte ein Volk von sich reden, von dem längere Zeit nicht viel zu hören war; die Huthis (Houthis). Vielen Menschen sagt dieser Name gar nichts. Und die anderen, die diesen Namen kennen, kennen die Huthis wahrscheinlich auch erst aus der Zeit, als der Krieg im Jemen begann; ein Bürgerkrieg eigentlich. Der begann schon 2004 mit dem Aufstand der Huthi gegen die jemenitische Regierung. Dieser Bürgerkrieg endete vorläufig 2014 mit der Besetzung der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Als die Huthi- Machthaber im Frühjahr 2015 das Parlament auflösten und den Präsidenten absetzten, begann kurz darauf die sogenannte „arabische Militärallianz“ einzugreifen; bei einer internationalen Militärintervention wurden mehr als 2.000 Angriffe auf die Huthi- Rebellen geflogen. Die Angreifer waren nicht zimperlich. Sie bombardierten, wie damals immer wieder berichtet wurde, auch Krankenhäuser, öffentliche Märkte, Schulen, Menschenansammlungen, und nicht nur Rebellenstellungen. Die Militärallianz bestand aus jemenitischen Regierungstruppen, Saudi- Arabien, Jordanien, Marokko, Pakistan, USA und angeblich auch Australien und Großbritannien – und Deutschland lieferte Waffen in großem Umfang an die Saudis. Auf der anderen Seite eben die Huthi- Rebellen, die Hisbollah und angeblich auch der Iran und Nordkorea.

  Der Krieg der Huthi- Rebellen gegen die jemenitische Regierung begann angeblich deswegen, weil der schwache, aber pro- westlich eingestellte Präsident auf der dem Jemen vorgelagerten Insel Sokotra ausländische (USA, Israel?) Militärstützpunkte genehmigen wollte oder genehmigte. Von dieser Insel kann bzw. könnte das Rote Meer und somit die Zufahrt zum Suezkanal wie auch der Golf von Aden und der Persische Golf mit der Straße von Hormus kontrolliert werden. Von dieser Geschichte hört man heute allerdings nichts mehr. 

  Und jetzt sind wir beim aktuellen Geschehen. Jetzt sind die Huthi- Rebellen (wieder) die Angreifer und scheuen anscheinend nicht davor zurück, sich mit Israel, mit den USA und mit anderen westlichen Mächten anzulegen. Sie haben sich laut Medienberichten übrigens bei Italien, Spanien und Frankreich bedankt, weil diese Länder sich nicht bei der internationalen Kriegsflotte gegen die Huthis beteiligen. Die Huthi unterstützen die Palästinenser im Gazastreifen und haben allen Schiffen mit Israel- Bezug, speziell um das Horn von Afrika, den Krieg erklärt. Es wurden schon Containerschiffe mit Raketen und Drohnen angegriffen, ein Schiff wurde geentert. Die Huthi erklärten, dass sie die Blockade von Schiffen mit Israel- Bezug beenden, sobald ausreichend Wasser, Lebensmittel und Medikamente in den Gazastreifen geliefert werden. Und die Huthi- Rebellen sollen, obwohl sie nur eine kleine Armee sind, nicht unterschätzt werden. Sie haben gezeigt, dass sie es auf Grund ihrer guten strategischen Stützpunkte und Raketenstellungen als David mit einem Goliath aufnehmen können. Reedereien haben schon ihre Routen geändert. Sie fahren mit ihren Schiffen nicht mehr durch das rote Meer und durch den Suezkanal, sondern machen einen Umweg um Afrika. Die Huthi kontrollieren die engste Stelle des Roten Meeres zum bzw. vom Suezkanal. Auf dieser Wasserstraße werden ein großer Teil des Ölhandels, mehr als 10 Prozent des internationalen Handels und beinahe ein Drittel des weltweiten Containerverkehrs bewegt. Wird diese Handelsroute gestört oder gar blockiert, hat das weltweite Auswirkungen. 

  Die Huthi attackieren aber nicht nur Schiffe in der Meerenge Bab al Mandeb („Tor der Tränen“). Sie feuern auch Raketen und Marschflugkörper vom Roten Meer über Saudi- Arabien und Jordanien in Richtung Israel ab. Diese beiden Staaten betätigen sich als Luftabwehr zum Schutze Israels. Ja; Saudi- Arabien schützt Israel. Mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme soll wahrscheinlich ein Übergreifen des Konflikts auf die ganze Region verhindert werden. Ja, und dann ist im Roten Meer, im Golf von Aden und im östlichen Mittelmeer auch die internationale Kriegsflotte mit ihren Kampfschiffen bis hin zu US- Flugzeugträgern unterwegs, um die Seewege zu schützen und Huthi- Angriffe auf Israel zu verhindern.

  Ob die Aktionen der Huthis mit ihrer Seeblockade und ihren Marschflugkörpern gegen Israel erfolgreich sein werden, ob deswegen Israel den totalen Krieg gegen die Hamas und gegen die Palästinenser im Gazastreifen beendet oder mildert, ob den Palästinensern humanitäre Hilfe zuteil wird, kann noch nicht abgeschätzt werden. Die Huthis sind jedenfalls die einzigen, die (mit heimlicher bzw. vermutlicher Unterstützung des Iran) die Palästinenser offen unterstützen. Dadurch hätten sie sich eigentlich internationales Lob verdient. Die USA und Israel und einige andere sehen das natürlich anders und deswegen ist eine Ausweitung des Konflikts, ein offener Krieg gegen den Iran, auch nicht ausgeschlossen. Daran darf man aber gar nicht denken.