In Oberösterreich, in Graz – und auch in Deutschland wird in Kürze und am selben Tag gewählt und man wird, da der Wahlkampf in die heiße Phase übergeht, mit Wahlwerbung zugeschüttet. Im Fernsehen, in den Printmedien, auf Großplakaten und Plakatständern – es gibt kein Entkommen vor dieser Partei- und Wahlwerbung. Das ist keine Information mehr, das ist schon Belästigung. Und dann, als Höhepunkt der nervtötenden Wahlkampagnen, die personalisierte Stimmenschnorrerei, die der Briefträger ins Haus bringt. Ihr (gar nicht) lieben Parteien und Spitzenkandidaten! Hört doch auf, die Leute zu nerven. Da werden nur Unsummen an Steuergeld verbraten, für großteils nichtssagende Floskeln.

  Dabei geht es auch anders. Man kann wahlwerbende Politiker mit wahren Sprüchen konfrontieren und mit Zitaten von Politikern. Da meinte z. B. einst ein Kabarettist: „Was meinen Sie, was in diesem Land los wäre, wenn die Leute wüssten, was in diesem Land los ist“. Und der heutige deutsche Bundesinnenminister Seehofer meinte vor ein paar Jahren: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden“. Haarscharf passend zur jetzigen Corona- Zeit ein Zitat, welches David Rockefeller aus dem Jahr 1994 zugeschrieben wird: „Wir sind am Rande einer großen Umgestaltung. Alles, was wir brauchen, ist die richtige große Krise, und die Nation wird die Neue Weltordnung akzeptieren“. Abraham Lincoln meinte einst: „Es gelingt wohl, alle Menschen einige Zeit und einige Menschen alle Zeit, aber niemals alle Menschen alle Zeit zum Narren zu halten“. Ich würde aber nicht darauf wetten, dass Lincoln recht hat und viele Politiker versuchen, das Gegenteil zu beweisen. Kurt Tucholsky beschrieb die Politiker so: „Sie dachten, sie hätten die Macht. Dabei waren sie bloß in der Regierung“. Oscar Wilde dürfte Realist gewesen sein. Er sagte nämlich: „Wenn Wahlen wirklich etwas verändern würden, wären sie schon längst verboten“. Keine hohe Meinung von Politikern dürfte auch Volker Pispers haben – zumindest wird ihm folgender Spruch nachgesagt: „Wer glaubt, dass Volksvertreter das Volk vertreten, der glaubt auch, dass Handbremsen Hände bremsen und Zitronenfalter Zitronen falten“. Ein äußerst interessanter und denkwürdiger Spruch ist von Joseph „Joschka“ Fischer, dem ehemaligen deutschen Außenminister, überliefert. Der sagte nämlich – Deutsche, aufgepasst! „Wenn die Mehrheiten sich verändern, mag es eine andere Koalition geben. Aber es wird keine andere Politik geben. Dazu steht zu viel auf dem Spiel. Das wissen alle Beteiligten“. Und in der jetzigen Zeit, so hat man den Eindruck, bestätigt sich der Spruch von Franz Kafka: „Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht“. Der Publizist Henryk Broder, bekannt und gefürchtet wegen seiner scharfen Zunge, sagte einmal kurz und bündig: „Das Verbot von Lügen wäre ein Berufsverbot für Politiker“. Ein Ausspruch von Alexander Solschenizyn war damals auf die Sowjetunion zugeschnitten, aber heute hat er fast überall Gültigkeit, nämlich: „Typisch für ein gegen das eigene Volk gerichtetes System ist es, Kriminelle zu schonen, aber politische Gegner als Kriminelle zu behandeln“. Und der Sowjet- Führer Nikita Chruschtschow sagte einst in für Politiker seltenen Offenheit: „Politiker sind alle gleich. Sie versprechen Brücken, wo es gar keine Flüsse gibt“. eine offene Sprache bevorzugte auch der „Eiserne Kanzler“ Otto von Bismarck. Er meinte nämlich: „Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd“. Von seinen Berufskollegen nicht allzu viel gehalten hat wahrscheinlich der deutsche Kanzler Helmut Schmidt, denn sonst hätte er nicht gesagt: „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden“.

  Und zum Abschluss des Streifzuges durch Politik und Wahlwerbung noch ein Ausspruch des deutschen Humoristen Loriot. Der konnte nämlich dem Wahlplakat auch was Positives abgewinnen und sagte: „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen“.