Ein wichtiges Thema beim Ukraine- Krieg war das sogenannte Getreide- Abkommen. Es kam durch die Vermittlung der UNO und der Türkei zustande, abgeschlossen im vergangenen Juli zwischen der Ukraine und Russland. Erforderlich war das Abkommen in erster Linie deswegen geworden, um Hungersnöte in wirtschaftlich armen Ländern zu verhindern. Russland als weltgrößter und die Ukraine  als fünftgrößter Getreide- Exporteur exportierten zusammen bis zum Krieg fast 25 Prozent des weltweiten Getreides. Durch kriegsbedingt ausgefallene Exporte und auch dadurch bedingt extrem gestiegene Preise war es für viele Länder nicht mehr möglich, so wie vor dem Krieg Getreide zu importieren. Es importieren ja nicht nur die ärmsten Länder der Welt, sondern auch Länder wie die Türkei (also hatte die Vermittlertätigkeit nicht nur humanitäre Gründe), Ägypten oder Bangladesch. Nach Abschluss des Abkommens dauerte es aber noch eine Weile, bis aus der Ukraine die ersten Schiffe mit Getreide ins Schwarze Meer auslaufen konnten. Die Ukraine hatte nämlich den wichtigsten Schwarzmeer- Hafen für die Exporte, nämlich Odessa, vermint und diese Minen mussten erst neutralisiert werden.

   Die Rede war in erster Linie davon, dass mit dem Getreide Entwicklungsländer vor einer Hungersnot bewahrt werden müssten. In den ersten Monaten wurden 11 Millionen Getreide aus der Ukraine exportiert. Irgendwann tauchten dann Gerüchte auf, dass etwa 40 Prozent des Getreides in der Türkei und etwa 40 Prozent in die EU gingen und nur etwa 20 Prozent für vom Hunger bedrohte Länder übrig blieben. Das Abkommen wurde trotz Hindernissen verlängert, vielleicht blieb in weiterer Folge für Entwicklungsländer mehr übrig. Die Ukraine exportierte natürlich nicht nur auf dem Seeweg über das Schwarze Meer das Getreide, sondern auch am Landweg zu EU- Nachbarn. Und da gibt es jetzt in einigen Ländern massiven Ärger.

  In der Slowakei wurde bekannt gegeben, dass in einer untersuchten Lieferung von 1.500 Tonnen ukrainischen Weizens erhöhte Werte von in der EU verbotenen Pestiziden nachgewiesen wurden. Da diese Pestizide als gesundheitsschädlich eingestuft werden, wurde der Verkauf dieses Weizens als Lebensmittel und auch als Tierfutter verboten. Der Landwirtschaftsminister informierte die EU- Behörden und auch den ukrainischen Botschafter in der Slowakei und erklärte, dass zum Schutz der Verbraucher dieses Verbot unvermeidbar war. Es gibt sogar Berichte darüber, dass die gesamte Lieferung vernichtet werden soll. Auch Polen und Ungarn wollen künftig kein Getreide mehr aus der Ukraine importieren. Dort hört man aber nichts von erhöhten Werten gesundheitsschädlicher und deshalb verbotener Pestizide, dort hat das Importverbot andere Gründe. Die EU- Kommission genehmigte eine zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide in die EU. Deshalb kam dieses Getreide fast zu Dumpingpreisen in die EU und die eigenen Produzenten, die Bauern, bekamen den Preisdruck voll zu spüren. Die Regierung in Polen wie auch in Ungarn erklärte deshalb, zum Schutz der eigenen Bauern die Importe zu stoppen. Aus Polen hörte man auch: „… Es ist aber die Pflicht eines jeden Staates, jeder Behörde, zumindest einer guten Behörde, die Interessen seiner Bürger zu schützen“. Aufruhr wegen billigem, weil zollfreiem Getreide aus der Ukraine gibt es aber nicht nur in Polen, Ungarn und der Slowakei – auch dort geht es um den Preis und nicht nur um Pestizide. Auch in Bulgarien und Rumänien protestieren die Bauern gegen die zollfreien Getreide- Importe aus der Ukraine. Das verzerrt den Markt und führt zu Preisverfall.

  Für die EU- Kommission wäre es allerhöchste Zeit umzudenken und auf ukrainische Agrarimporte wie Getreide und andere Lebensmittel Zölle aufzuschlagen. Zum Schutz der eigenen Märkte und um Unruhen und Aufruhr zu vermeiden. Der innere Friede muss Vorrang haben gegenüber der Solidarität mit der Ukraine. Zelenskyj kommt schon nicht zu kurz.

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