Der Krieg der Israelis gegen die palästinensische Terrorgruppe Hamas weitet sich geografisch (noch) nicht aus; er spielt sich weiterhin auf den paar hundert Quadratkilometern des Gazastreifens ab. Naja; die Israelis schießen schon auch über die Grenze in den Libanon. Von dort soll die iranisch unterstützte Hisbollah immer wieder Raketen nach Israel abfeuern. Ja, und auch in Syrien sind die Israelis immer wieder aktiv. In letzter Zeit wurden mehrmals die zivilen Flughäfen in Damaskus und Aleppo angegriffen, wurden die Landebahnen zerstört. Auch Gebäude im Flughafenbereich wurden attackiert. Für die israelischen Angriffe soll ebenfalls die Hisbollah verantwortlich sein. Aber sonst konzentrieren sich die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen, speziell auf den nördlichen Bereich. Und dort hat sich der Krieg in seiner Intensität ausgeweitet. Netanyahu sagt, die Schlacht hat den Höhepunkt erreicht. Gaza Stadt, so heißt es, ist vom israelischen Militär umzingelt. Dort regiert das Grauen. Im Norden soll es schon wesentlich mehr als 8.000 tote Zivilisten geben, darunter sehr viele Kinder. Durch die massiven Bombardements werden viele Menschen als vermisst registriert sein, weil sie unter den Trümmern der Gebäude liegen. Die NGO „hrw“ behauptet, dass die israelische Luftwaffe schon Brandbomben mit weißem Phosphor einsetzte. Israel fordert die Palästinenser immer wieder auf, in den Süden zu flüchten. Das sind ein paar Kilometer, die sie flüchten können, denn der einzige Grenzübergang im Süden, nach Ägypten, ist nur für die spärlichen Hilfslieferungen offen. Eine vollständige Räumung des nördlichen Gazastreifens ist wegen der Krankenhäuser und der Patienten nicht möglich. Dabei erklärte jetzt ein Arzt, dass in Krankenhäusern im Gazastreifen schon ohne Narkose operiert werde, weil es schon an allem fehlt.
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsbehörde WHO, Tedros Ghebreyesus, erklärte bei einer Pressekonferenz in Genf: „Die WHO hat 237 Angriffe auf medizinische Einrichtungen festgestellt, davon 218 in den besetzten palästinensischen Gebieten und 19 in Israel“. Er erinnerte auch daran, dass Angriffe auf das Gesundheitssystem Verstöße gegen das Humanitäre Völkerrecht sind. Ghebreyesus sagte auch, er habe „keine Worte, um das Grauen in Gaza zu beschreiben“. Dieses nicht beschreibbare Grauen betrifft die Zivilbevölkerung und nicht die Hamaskämpfer, die sich gegen die vorrückenden israelischen Soldaten und Panzer zur Wehr setzen.
In dem Krieg regiert die Härte; auf beiden Seiten. Und die US- Vizepräsidentin Harris sagt: „Wir werden weiterhin das Recht Israels auf Selbstverteidigung unterstützen … Wir werden die Unterstützung, die wir Israel für seine Selbstverteidigung gewähren, an keine Bedingung knüpfen“. Und auf die Frage, ob das von Israel attackierte Flüchtlingslager ein legitimes militärisches Ziel und ob ein solcher Angriff zulässig sei, antwortete die Vizepräsidentin: „Wir schreiben Israel nicht vor, wie es diesen Krieg führen soll“. Sie nannte Aufnahmen von den Folgen des Angriffs auf das Flüchtlingslager aber „herzzerreißend“. Die USA wollen sich aber auch nicht damit befassen, ob in diesem Krieg von Seiten Israels Kriegsverbrechen begangen werden.
Die meisten EU- Staaten, darunter Österreich, unterstützen Israel mehr oder weniger bedingungslos. Das zeigte sich auch bei einer Abstimmung über eine UN- Resolution wegen einer Feuerpause für humanitäre Hilfe für die palästinensische Zivilbevölkerung. Die spanische Ministerin für soziale Rechte sieht die Sachlage aber anders. Sie hat die europäischen Staats- und Regierungschefs aufgefordert, Maßnahmen gegen Israel zu ergreifen. Wie diplomatische Beziehungen abbrechen und Wirtschaftssanktionen verhängen. Sie forderte außerdem, den israelischen Ministerpräsident Netanyahu wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen gegen Zivilisten vor Gericht zu stellen. Sie erklärte: „Untätigkeit macht uns zu Komplizen eines Völkermordes. Wenn Israel gestern das getan hat, was es getan hat, dann deshalb, weil es glaubt, dass seine internationalen Allianzen ihm Straflosigkeit garantieren …“ Einige Staaten haben ihre Botschafter aus Israel abgezogen. Zur Berichterstattung, wie es hieß. Und jetzt hat sich auch die US- Schauspielerin und ehemalige Sonderbeauftragte des UNHCR, Angelina Jolie, zum Israel- Krieg zu Wort gemeldet. Sie rief zu einem Waffenstillstand auf, erklärte, dass aus dem dicht besiedelten Gebiet ein „Massengrab“ werde, und verurteilte das Vorgehen Israels als „absichtliche Bombardierung einer eingeschlossenen Bevölkerung, die nirgendwohin fliehen kann“.
Apropos fliehen: In absehbarer Zeit wird es passieren, dass die Palästinenser den Gazastreifen auf irgendeine Art und Weise verlassen müssen. Die Ägypter wollen sie nicht aufnehmen, andere arabische Länder auch nicht. Wenn es also so weit kommen sollte, weil die Welt die Augen verschließt vor dem, was dort passiert, dann werden viele von ihnen oder auch der Großteil der mehr als 2 Millionen Palästinenser in der EU landen. Und einige bedingungslose Unterstützer Israels machen sich dann eventuell der Unterstützung von Kriegsverbrechen schuldig.