Im Moment ist der winzige Gazastreifen mit seinen mehr als 2 MIllionen Einwohnern wegen des Hamas- Terrorüberfalls auf Israel und des als Folge gestarteten israelischen Rachefeldzugs gegen die Hamas und auch gegen die palästinensische Zivilbevölkerung – weit über 10.000 tote Palästinenser lassen keinen anderen Schluss zu – wesentlich mehr in unseren Medien vertreten als der Ukraine- Krieg. An den Ukraine- Krieg hat man sich anscheinend schon gewohnt, während der Terror und das Töten zuerst in Israel und jetzt im Gazastreifen erst genau ein Monat alt ist. Die Welt ist in diesem Konflikt genau so gespalten wie im Ukraine- Krieg. (Es stimmt ja nicht, dass fast die ganze Welt den Russen die alleinige Schuld gibt.) Der Großteil der islamischen Welt sieht den Terroranschlag auf Israel eben nicht als Terror, sondern eher als Befreiungskampf, als Aufstand oder Notwehr gegen den Besatzer Israel. Der Großteil der islamischen Welt ist der Meinung, dass Israel einen Krieg mit illegalen Mitteln führt.
Der Großteil der westlichen Welt ist hingegen der Meinung, dass die Hamas eine Terrorgruppe ist, die ausgelöscht werden muss. Der Großteil der westlichen Welt ist der Meinung, dass Israel einen berechtigten und gerechten Krieg führt. Ein großer Teil der westlichen Welt steht ohne Wenn und Aber hinter Israel und ist der Meinung, dass der Großteil der islamischen Welt Antisemiten und Feinde Israels sind. Es gibt aber auch gemäßigte Stimmen, die an die Hamas und auch an Israel Forderungen stellen. Die fordern, dass die Geiseln der Hamas unverzüglich freigelassen werden müssen. Die von Israel fordern, das Völkerrecht zu achten, Zivilisten zu schonen, keine Kriegsverbrechen zu begehen, Journalisten nicht unter Druck zu setzen und sie nicht zu behindern. Die Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen zu stoppen und keine Gewalt im Westjordanland zu schüren. Israel ist jetzt dabei, mit Bomben und Granaten den Gazastreifen dem Erdboden gleichzumachen. Die Zivilbevölkerung soll aus dem Gazastreifen verschwinden. Irgendwohin. Andererseits will Israel nach dem Krieg auf unbestimmte Zeit die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen. Nur; waren die Palästinenser im Gazastreifen bis jetzt souverän? Nein, in keiner Weise. Der Ex- US- Präsident Obama findet den Hamas- Terror „unerträglich“. Er findet aber auch die israelische Okkupation und den Umgang mit den Palästinensern „unerträglich“. Man muss zur Kenntnis nehmen, sagt er, dass „niemand saubere Hände habe“. Nur; war es nicht Präsident Obama, der den Nahen und Mittleren Osten mit Krieg überzog und „geerbte“ Kriege weiterführte und ebenfalls fremde Länder okkupierte. Späte Einsicht also bei Obama.
Die Nachbarn Israels, alles islamische Staaten, weigern sich allesamt, die Palästinenser aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Sie fürchten nämlich, wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht, dass die Palästinenser dauerhaft aus dem Gazastreifen vertrieben werden sollen. Israel braucht Platz für die wachsende Bevölkerung. Das sieht man deutlich am Beispiel Westjordanland. Das ist von Rechts wegen Palästinensergebiet. Es entsteht dort aber eine israelische Siedlung nach der anderen; teils mit Genehmigung Israels und teils illegal, aber von Israel geduldet. In der Situation wäre ein palästinenserfreier Gazastreifen so etwas wie ein Geschenk Gottes. Außerdem gibt es auch vor der Küste des Gazastreifens – der ja Autonomiegebiet der Palästinenser ist; zumindest theoretisch, oder Teil des Palästinenserstaates – große Erdgasvorkommen. So viel, dass große Mengen exportiert werden. Ohne das Palästinensergebiet namens Gazastreifen wäre das schlicht und einfach israelisches Gas.
Und dann gibt es noch eine andere Geschichte, die den Gazastreifen betrifft. Es geht da um den Suezkanal. Der befindet sich ja zur Gänze auf ägyptischem Gebiet. Die „Maut“, die die Schiffe für die Durchfahrt zu bezahlen haben, beträgt pro Jahr etwa 5 Milliarden Dollar und wandert zur Gänze in die ägyptische Staatskasse. Durch diesen Kanal läuft nicht nur ein großer Teil des weltweiten Ölhandels, sondern ein großer Teil des gesamten globalen Handels. Die ägyptische Regierung ist zwar pro- westlich orientiert, aber es ist ein islamisches Land. Und alle diese Gründe zusammen machen den USA Sorgen, denn sie haben Ägypten nicht vollständig unter Kontrolle. Aus diesen Gründen wurde schon vor langer Zeit die Idee geboren, einen zweiten Kanal vom Roten Meer zum Mittelmeer zu bauen, der zur Gänze auf israelischem Gebiet verläuft. Etwa von Eilat (Elat) im Golf von Akaba bis in den südlichen Gazastreifen unweit der ägyptischen Grenze. Um dem Gazastreifen nach Norden auszuweichen, würde der Kanal wesentlich länger und teurer. Sollte dieser Kanal – „Ben Gurion- Canal“ – eines Tages verwirklicht werden, wäre ein Gazastreifen als Teil Israels ein großer Vorteil.
P. S.: Im März 2021 gab es im Suezkanal eine eigentlich eher unbedeutende Schiffshavarie. Das Containerschiff „Ever Given“ verkantete sich, stand quer und konnte wochenlang nicht flottgemacht werden. Diese eher unbedeutende Havarie führte aber fast zu einem Kollaps der Weltwirtschaft. Da zeigte sich, welch geostrategische Bedeutung der Suezkanal hat. Das könnte der Idee eines zweiten Kanals enormen Auftrieb gegeben haben.