Wie lange waren die USA für viele Europäer das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“? Viele Menschen hätten gerne den sprichwörtlichen „reichen Onkel aus Amerika“ gehabt und wer kennt nicht die anspornende Geschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“? Viele Vorzeige- Erfolgsmenschen dienten auch als Bestätigung für diese Klischees. Der Österreicher Arnold Schwarzenegger beispielsweise, der gleich drei Karrieren in den USA vorweisen kann: Als Bodybuilder, als Politiker und als Hollywood- Schauspieler. und zur Zeit arbeitet er sogar an einer vierten Karriere: Als Galionsfigur der Klimaschützer und Klimaretter. Für wahrhaft fürstliche Gagen fliegt er mit seinem Privatjet um die Welt, um Reden zu halten und seinen Jüngern seine Visionen zuteil werden zu lassen. Oder das geschäftstüchtige Model und zugleich sehr erfolgreiche Selbstvermarkterin Heidi Klum. Oder der Milliardär Peter Thiel. Oder Frank Stronach, den es nach Kanada verschlagen hat. Es gibt viele erfolgreiche Auswanderer, aber die Zahl jener, die nicht erfolgreich waren, ist ungleich höher.
Den amerikanischen Traum träumten aber alle; auch die Amerikaner. Gerade für die kommt jetzt aber die Zeit des Erwachens. Für immer mehr von ihnen ist der Traum ausgeträumt. Das schreibt das „Wall Streeet Journal“ in einem Artikel mit dem Titel: „Voters See American Dream Slipping Out of Reach“ („Wähler sehen den amerikanischen Traum unerreichbar“) als Ergebnis einer Umfrage für seine Leser. Heute glauben nur mehr 36 Prozent der Befragten, dass man unabhängig von seiner Herkunft durch harte Arbeit etwas erreichen kann, dass der Amerikanische Traum noch immer in Erfüllung geht. 2012 waren aber noch 53 Prozent dieser Meinung und 2016 waren es immerhin noch 48 Prozent gewesen. Ein erschreckender Rückgang. 50 Prozent der Befragten vertreten auch die Meinung, dass das Leben in den USA heute schlechter ist als vor 50 Jahren und nur 30 Prozent glauben, es sei heute besser. Ebenfalls die Hälfte der Befragten – von den Schwarzen sogar 68 Prozent – sind davon überzeugt, dass das politisch- ökonomische System gegen Leute wie sie gerichtet ist. Auch und gerade jetzt, unter einer Demokraten- Regierung. Gar nur 19 Prozent der Amerikaner gehen davon aus, dass es ihren Kindern einmal besser gehen wird als ihnen selbst. Dabei sind die Einkommen gestiegen, ist das BIP gestiegen, ist somit der Wohlstand gestiegen. Oder etwa nicht?
Nun; BIP- Wachstum und Wohlstands- Wachstum haben heutzutage kaum mehr was miteinander zu tun. Das schreibt das WSJ. Es führt auch Gründe an, warum das so ist. Beispielsweise wegen der zunehmenden Umverteilung, in deren Folge die Früchte des Wirtschaftswachstums zu einer reichen Minderheit fließen und nicht der großen Bevölkerungsmehrheit zugute kommen. In den USA nimmt die Umverteilung seit zumindest Anfang der 70er- Jahre zu. Laut offiziellen US- Angaben verdiente 2021 ein junger männlicher Vollzeit- Arbeitnehmer mit 61.180 Dollar Median- Jahresverdienst inflationsbereinigt genau so viel wie 1974. Es gab für ihn also laut amtlicher Statistik in den letzten 47 Jahren null Lohnerhöhung. Ein weiterer Grund ist, dass immer mehr unproduktive Arbeit geleistet wird. Bürokratie, Kontrollen, Security- Dienste, Werbung, Rechtsanwälte, Steuerberater usw. Genau genommen gehört der riesige Bereich des Gesundheitswesens auch dazu. All die Beschäftigten in diesen Bereichen arbeiten und verdienen Geld, das ihnen selbstverständlich auch zusteht. Sie verdienen es sich ja. Aber sie produzieren keine verkaufbaren Güter. Im Gegenteil; durch ihre Arbeit werden Güter zum Teil teurer. Und ihre Leistung, so wichtig sie auch sein mag, trägt nicht zur Erhöhung des BIP bei.
Das ist aber nicht nur in den USA so, sondern auch in der EU. Egal, wohin man schaut, die Entwicklung geht zu Lasten der Bevölkerung. Ganz massiv wurde und wird diese Entwicklung gefördert durch die Corona- Pandemie und durch den Ukraine- Krieg. Überall hat aber die Politik die Richtung vorgegeben.