Der Krieg – rein juristisch ist es möglicherweise gar kein Krieg. Ist es möglicherweise eine blutige Auseinandersetzung zwischen der regulären israelischen Armee und einer als Terrorgruppe eingestuften bewaffneten Miliz oder so ähnlich, weil der Gazastreifen ja kein Staat ist und die Hamas somit keine reguläre Armee sein kann. Obwohl etwa 130 Staaten einen Palästinenserstaat anerkannt haben; aber nicht die EU- Staaten. Also nochmals: Die blutige Auseinandersetzung zwischen dem israelischen Militär und den Hamas- Kämpfern begann am 7. Oktober, nachdem die Hamas einen Terrorüberfall auf Israel verübte. Es gab auf israelischer Seite etwa 1200 Tote – ursprünglich war von etwa 1400 Toten berichtet worden – und etwa 240 Geiseln, die die Hamas- Kämpfer in den Gazastreifen verschleppten. Zu den Toten wird aber mittlerweile behauptet, dass sehr viele auf das Konto von israelischen Militärhubschraubern gehen. Die Piloten, so heißt es, hätten zu Beginn ihres Einsatzes gegen die Hamas- Terroristen nicht unterscheiden können zwischen palästinensischen Terroristen und israelischen Zivilisten.
Und seit der israelische Rachefeldzug so richtig angelaufen ist, spielt sich im Gazastreifen eine Katastrophe ab. Täglich (oder fast täglich) werden die Bewohner von Gaza- Stadt bzw. des nördlichen Gazastreifens, also die palästinensischen Zivilpersonen, vom israelischen Militär aufgefordert, zu flüchten. In den südlichen Gazastreifen. Damit beim Flächenbombardement auf Gaza- Stadt bzw. nördlichen Gazastreifen nicht allzu viele Zivilisten als „Kollateralschäden“ getötet werden. Und jetzt sind die israelischen Bodentruppen unterwegs, kämpfen sich durch die Ruinen, und da sind Zivilisten auch unerwünscht. Laut palästinensischen Angaben wurden aber trotzdem schon etwa 11.000 Menschen getötet und mehrere tausend sind vermisst, liegen wohl unter dem Schutt der zerbombten Häuser. Es wird befürchtet, dass Israel den Gazastreifen auf Dauer palästinenserfrei machen will, dass die Aufforderung zur Flucht also nur die halbe Wahrheit ist. Dass es eine Vertreibung werden soll, denn bewohnbar wird zumindest Gaza- Stadt auf absehbare Zeit nicht sein.
Kritik an der Vorgehensweise Israels gegen die Palästinenser gibt es in der EU kaum, wird offiziell großteils als israelfeindlich bzw. antisemitisch ausgelegt. Die USA stehen offiziell voll und ganz hinter Israel, halten Israel mit seinen zwei Flugzeugträger- Kampfgruppen sozusagen den Rücken frei. Sie versuchen aber trotzdem, bis jetzt allerdings erfolglos, Israel zur Mäßigung aufzurufen. Im sogenannten globalen Süden und speziell in den islamischen Ländern wird die Situation großteils anders gesehen. Dort gibt es massive Kritik an Israel bis hin zum Vorwurf des Völkermordes. Mehrere hundert Anwälte und Vertreter der Zivilgesellschaft haben deshalb beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eine Klage gegen den „zionistischen Staat“ eingereicht; wegen Völkermord und Kriegsverbrechen gegen das palästinensische Volk. Initiator der Klage ist ein französischer Rechtsanwalt. Eine Erklärung des Rechtsanwalts wurde im algerischen Rundfunk veröffentlicht. Dort sagte er u. a.: „Was wir zur Unterstützung des palästinensischen Volkes als Opfer tun konnten, ist die Klage, die beim IStGH gegen die zionistische Regierung eingereicht wurde. Wir rufen alle Länder der Welt dazu auf, sich dieser Initiative anzuschließen …“
Diese Klage wurde auch auf einer UNO- Nachrichtenseite kurz erwähnt; es heißt dort: „Eine dritte Klage wegen „Völkermordes“ in Gaza wurde am 8. November von einem Kollektiv eingereicht, das aus rund 100 Juristen aus mehreren Ländern besteht, darunter Mitglieder der Anwaltskammer in Algerien,einfache Privatpersonen und Vertreter von Vereinigungen, …“ Demnach muss es schon zwei andere Klagen gegen Israel geben. Ob diese Klage(n) irgendwas bewirken kann (können) , sei einmal dahingestellt. Es muss erst einmal zu einem Verfahren kommen. Aber es gibt Widerstand, passiven Widerstand.