Es gibt Dinge, die brauchen einfach Zeit, bis man darüber sprechen kann und darf, bis darüber gesprochen wird. In Österreich, so scheint es, wurde jetzt eine solche Zeitschranke überwunden. Es wird nämlich sogar über Parteigrenzen hinweg relativ offen über Sünden der jüngeren Vergangenheit gesprochen. Über die Fehler, die während der Massenmigration gemacht wurden; die uns jetzt einholen bzw. uns längst eingeholt haben und nicht mehr wegzudiskutieren sind und die auf Schritt und Tritt sichtbar sind. Die sich in der Kriminalstatistik niederschlagen und überdurchschnittlich oft Frauen betreffen. Und jetzt, so scheint es, ist die Zeit reif, um offen über diese Probleme zu reden. Es gibt keinen Aufschrei mehr, wenn die Frauenministerin sagt: „Wir haben ansteigende Zahlen von Frauenmorden seit 2015. Die jüngsten Fälle haben mich sehr schockiert“. Und es gibt keine Widerrede, wenn die Außenministerin erklärt: „Es ist ein Faktum, dass wir ohne die Migrationskrise nicht diese Gewaltwelle hätten“. Und wenn die Staatssekretärin sagt: „… Die Gewalt ist importiert“. dann wird auch das so hingenommen. Es wird vom Wiener Bürgermeister ein Waffenverbot für ganz Wien gefordert. Es wird über ein Maßnahmenpaket diskutiert, wie Frauen besser geschützt werden können und dieses Paket geht von einer Ausweitung der Betretungsverbote über Frauen- Notrufnummern bis zu strengeren Höchststrafen für Vergewaltiger und Wiederholungstäter. Selbst die Opposition ist jetzt für härtere Strafen, will aber auch mehr Geld für Opferschutz. Das ist auch angebracht, denn die Opfer wurden häufig vernachlässigt.
Es geht aber nicht nur um Gewalt gegen Frauen, es geht um Gewalt und Kriminalität allgemein und um den Kampf gegen diese. Wer vor einigen Jahren z. B. für jeden größeren Bahnhof Security- Leute rund um die Uhr gefordert hätte, wäre wohl ausgelacht worden. Heute sind Security- Leute aus dem öffentlichen Bereich nicht mehr wegzudenken. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass wir heute in Österreich etwa 500 „Problemschulen“ haben, für die wir gar nicht so viele Psychologen haben, wie wir angeblich brauchen würden. Von der Forderung, aus Sicherheitsgründen jedem Eisenbahnschaffner einen Security- Mann zur Seite zu stellen, hört man nichts mehr. Eine Zeit lang schien diese Forderung aber berechtigt. Plötzlich ist es auch möglich, relativ emotionslos darüber zu diskutieren, unter welchen Voraussetzungen der Asylstatus aberkannt werden kann, wie Abschiebungen forciert werden können und in welche Länder abgeschoben werden darf und kann. Die Zeit wird zeigen, ob durch diese Maßnahmen die Fehler der offenen Grenzen korrigiert werden können; Tote werden jedenfalls nicht mehr lebendig. Diese Maßnahmen zeigen aber, dass Tassilo Wallentin recht hat, wenn er sagt: „Zur Selbstzerstörung sind wir nicht verpflichtet“.
Über Vieles wird also plötzlich gesprochen, aber ein Thema wird vermieden. Man hört nichts darüber, wer aus der Politik vor ein paar Jahren für die Misere von heute verantwortlich bzw. zuständig war, ob die damalige Verhaltensweise dieser Leute rechtens war und ob das Chaos zu vermeiden gewesen wäre.