Seit die Taliban in Afghanistan de facto die Macht übernommen haben, gackern die EU- Häuptlinge wie aufgescheuchte Hühner nur mehr von der „Rettung von Ortskräften“, von „Evakuierungen“, von „Menschen vor den Taliban retten“ usw. Alle; nein, fast alle wollen tausende, zehntausende, am liebsten hunderttausende Afghanen in die EU retten. Natürlich auch Richterinnen, Reporterinnen, Menschenrechtlerinnen. Und Mädchen und Frauen. Eigentlich soll, wenn es nach diesen „Guten“ geht, Afghanistan ziemlich entvölkert und umgesiedelt werden in die EU. Man hört ja in Österreich, „wir haben Platz“ und das hört man in Deutschland und auch in anderen EU- Staaten. Und all diese Afghanen, die man vor den Taliban retten will, sollen dann solidarisch in der EU nach irgend einem Verteilschlüssel auf alle EU- Staaten aufgeteilt werden. Dieser Plan ist aber noch jedesmal, wenn über die Aufteilung von Migranten diskutiert wurde, krachend gescheitert.

  Einer, der besonders laut schreit und besonders viele Afghanen vor den Taliban „retten“ und auf die ganze EU verteilen will, ist der luxemburgische Außenminister und Minister für Immigration und Asyl., Herr Asselborn. Und zu denen, die offiziell zumindest, keine Afghanen ins Land holen wollen, gehört der österreichische Innenminister, genau genommen eigentlich der türkise Teil der österreichischen Regierung. Diese Türkisen sagen aber auch, dass die Aufnahme von Afghanen eine freiwillige Sache sein soll und dass Österreich vor Ort helfen wird. Und beides, die Ablehnung der Aufnahme und die geforderte Freiwilligkeit ließ Asselborn jetzt (wieder einmal) ausrasten. Er beschimpfte Österreich und Slowenien und forderte die beiden Länder auf, gefälligst Afghanen aufzunehmen. Der werte Herr Asselborn, der schon öfters unangenehm auffiel, ging noch weiter. Er rief zum Widerstand gegen die beiden Länder auf, meinte: „Ich hoffe, dass es Widerstand gibt gegen Herrn Kurz aus Österreich und Herrn Jansa aus Slowenien, die sich beide klar und definitiv im Einklang mit Orban, Salvini und Le Pen befinden“. Diese Menschen lehnen nämlich, so meint der Luxemburger, eine „direkte menschliche Solidarität in diesem extrem dramatischen Moment mit dem gefolterten Volk in Afghanistan ab … Sie verlieren damit die Qualität, ein Europäer zu sein“.

  Der österreichische Außenminister Schallenberg hatte die passende Antwort. Er warf Asselborn „billigen Populismus“ vor und nannte die Kritik an Kanzler Kurz „schlicht absurd“. Es kam aber noch besser. In einer Stellungnahme sagte der Außenminister: „Es wäre zu begrüßen, würde Asselborn einen ähnlichen Grad an Solidarität und Mitmenschlichkeit zeigen. Dafür müsste Luxemburg nämlich sechsmal so viele Afghanen aufnehmen, wie derzeit dort leben. Dann wäre er vielleicht in einer Position, Ratschläge zu erteilen“. In Österreich leben nämlich, in absoluten Zahlen, etwa 45.000 bis 50.000 Afghanen. Das ist die zweitgrößte afghanische Community in Europa und weltweit gesehen die viertgrößte.

  Und was die jetzige „Flugrettung“ von Afghanen betrifft: Ursprünglich war immer die Rede von der „Rettung von Ortskräften“ samt Familienmitgliedern. Und von Afghanen mit ausländischem Pass oder ausländischer Aufenthaltsbewilligung. Und zu den Evakuierungen aus Afghanistan: Der Leiter des US- Zentralkommandos sagte, dass seit dem 14. August die USA und ihre Verbündeten mehr als 122.000 Zivilisten aus Afghanistan ausflogen. Er sagte noch dazu: „Wir haben nicht alle rausgeholt, die wir rausholen wollten …“ Die meisten Menschen haben die USA aus Kabul herausgeholt. Diese Menschen wurden aber vorerst auf US- Militärbasen in Europa und im Nahen Osten verteilt. Für die US- Truppen tätig gewesene Ortskräfte samt Familie wurden auch schon nach Uganda gebracht. dort soll geprüft werden, ob sie Anspruch auf ein US- Visum haben. Die USA wollen alle Ortskräfte zuerst in Drittstaaten wie z. B. Mexiko, Kolumbien, Uganda, Ukraine bringen und dann erst, nach einer peniblen Überprüfung, vielleicht in die USA. Deutschland hat etwa 6.000 Menschen aus „mindestens 45 Nationen“ ausgeflogen, wie Medien berichteten. Ortskräfte samt Familienmitgliedern waren es aber angeblich nur etwa 600. Allerdings sollen auch aus Deutschland Abgeschobene und in Deutschland verurteilte Straftäter, darunter ein Vergewaltiger, unter den „Geretteten“ sein.

______________________________________________________________________________________________________________________________-

Und noch ein alter Artikel, Asselborn betreffend: „Weltfremd und anmaßend“