Der 26. Oktober: Österreichs Nationalfeiertag. Bis 1965 war dieser Tag der „Tag der Fahne“ und der wurde von der österreichischen Bevölkerung auch noch gefeiert und gewürdigt. An diesem Tag wurden über Jahre auch noch massenhaft Wandertage organisiert und der Zulauf war enorm. In den Schulen bastelten die Kinder rot- weiß- rote Fähnchen, die mit Freude und Stolz nach Hause mitgenommen und gezeigt wurden. Öffentliche Gebäude waren selbstverständlich beflaggt, für die damals noch tätigen Hausmeister war es eine Selbstverständlichkeit, die Häuser der Wohngenossenschaften mit österreichischen Fahnen zu schmücken und auch an vielen Privathäusern wehten rot- weiß- rote Fahnen; das „gehörte sich“ eben. Die Waffenschau des Bundesheeres wurde zur liebgewordenen und gut besuchten Tradition und die Ansprache des Bundespräsidenten wollte damals niemand versäumen. Ja, man möchte ins Schwärmen kommen, wenn man an diese Zeiten zurückdenkt. Die Zeiten und die Einstellung zum „Tag der Fahne“ bzw. zum Nationalfeiertag haben sich stark geändert. Wer sich heute als österreichischer Patriot „outet“, wird im günstigsten Fall schief angeschaut. Vielen der in den letzten Jahren nach Österreich Zugezogenen fehlt der Bezug zu Österreich, können also auch mit dem Nationalfeiertag nicht viel anfangen. Auch für viele Österreicher hat er in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Vielen ist nicht (mehr) bewusst, dass an dem Tag der österreichischen Neutralität gedacht wird, die am 26. Oktober 1955 beschlossen wurde und am 26. Oktober 1965 in Kraft getreten ist. Heute ist dieser Tag für viele Menschen einfach ein Feiertag, sie kennen den Hintergrund dieses Tages nicht. Wichtig ist, dass es ein bezahlter Feiertag ist.
Es gibt aber auch Menschen und Organisationen, die alleine schon der Begriff „Nation“ und „Nationalfeiertag“ massiv stört. Da gab es im Umfeld der Grünen – die sich heute als staatstragende Partei präsentieren wollen – eine noch nicht vergessenen Aktion in Wien. Da gab es plötzlich Plakate mit der Aufschrift: „Nimm dein Flaggerl für dein Gaggerl“ mit dem Zusatz: „Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein“. Und einen Infostand der Grünen in Wien „schmückte“ der niveaulose, aber aufschlussreiche Spruch: „Heimat im Herzen – Scheiße im Hirn“. Und zum 26. Oktober 2019 ließen die Jungen Grünen verlauten: „Wir wollen keine Österreicher sein. Sondern Menschen. Keine Nation und kein Staat haben es verdient, gefeiert zu werden. Auch Österreich nicht …“ Es können aber nicht nur die Grünen nicht viel anfangen mit dem Sinn des Nationalfeiertages. Die verfassungsrechtlich verankerte „immerwährende Neutralität“ liegt auch anderen Parteien und Politikern schwer im Magen. Als mittlerweile unerwünschtes Relikt aus vergangenen Zeiten möchten sie viele abschaffen, trauen sich aber nicht. Das österreichische Bundesheer ist bzw. war längst auch bei NATO- Einsätzen im Ausland dabei, z. B. in Afghanistan oder in Mali oder im Kosovo und nicht nur bei Blauhelm- Einsätzen der UNO. Österreich ist beim EU- Militärbündnis PESCO dabei. Österreich hat über den „Euro- Atlantischen Partnerschaftsrat“ (EAPC) mit der NATO zu tun, das österreichische Bundesheer trainiert mit NATO- Einheiten usw. Ob all das mit der Neutralität unter einen Hut zu bringen ist, darf zumindest bezweifelt werden.
Auch die Souveränität Österreichs steht längst auf tönernen Füßen. Dass in der EU eine Betonung der Nationalität und der Souveränität zunehmend unerwünscht ist, zeigt aktuell das Beispiel Polen deutlich auf. Dieser Grundrechtsstreit zeigt, dass sich die Nationalstaaten voll und ganz der EU zu unterwerfen, alle Kompetenzen abzugeben haben. Diese Einstellung wird von den österreichischen Politikern eingestanden und eingefordert. Unser werter Herr Bundespräsident sagte z. B. im vorigen Jahr: „Die Europäische Einigung ist die beste Idee, die wir je hatten … Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, in die Kleinstaaterei zurück zu fallen“. Und unser neuer Kanzler reiste kurz nach der Angelobung nach Brüssel, in die EU- Burg, um den Kotau zu machen. Er betonte: „Österreich ist und bleibt ein verlässlicher und starker Partner in der Europäischen Union“ und er unterstützt auch ausdrücklich die Vorgehensweise der EU gegen Polen.
Die Bedeutung des österreichischen Nationalfeiertages wird immer mehr zurückgedrängt. Vielleicht wird er in den nächsten Jahren, gemeinsam mit der Neutralität abgeschafft, da beides als überholt und nicht mehr zutreffend angesehen wird. Vielleicht wird dann als Ersatz der Tag des EU- Beitritts als offizieller Feiertag eingeführt. Zuzutrauen wäre es unseren Politikern.