In Ungarn wird heute gewählt. Es ist also eigentlich schon zu spät, über diese Wahl noch zu sprechen – aber noch zu früh, das Ergebnis durchzugehen. Ja, Orban hat angeblich seinen über lange Zeit gehaltenen Vorsprung verloren. Sein Herausforderer, die Hoffnung der Opposition (und auch die Hoffnung Brüssels) ist jener Mann, der als gemeinsamer Kandidat von sechs Oppositionsparteien von ganz links bis rechts antritt; ein Kleinstadt- Bürgermeister. Aber wer weiß; vielleicht schafft er, was sie schon lange erhoffen. „Weder fair noch frei“ sei diese Wahl in Ungarn, sagen Politologen und Gegner Orbans. Soll das etwa ein Hinweis sein, dass mit Wahlbetrug zu rechnen ist? Sollen die Soros- Fans etwa eine Überraschung vorbereiten? Denn Soros zählt ja nicht gerade zu den Freunden Orbans.

  Auch in Frankreich wird gewählt; am 10. April, also in einer Woche. Und dort gibt sich der amtierende Präsident Emmanuel Macron sehr siegessicher. Er hat sehr lange zugewartet mit seiner Entscheidung, zur Wiederwahl anzutreten und führt auch keinen intensiven Wahlkampf. Er beschränkt sich, so könnte man es sehen, auf das Präsidentenamt, auf den aktuellen Job als EU- Ratspräsident, auf den Ruf als Vermittler zwischen der Ukraine und Russland und darauf, dass er die deutsche Ex- Kanzlerin Merkel abgelöst hat und jetzt die treibende Kraft in der EU ist. Und dass er Brüssel zum Wohle Frankreichs beeinflussen kann. Und trotzdem ist Macron laut einer Umfrage wieder unter 30 Prozent gefallen; von seiner gefährlichsten Herausforderin, Marine Le Pen, trennen ihn nur 7 Prozent. Daran dürfte auch schuld sein, dass Verbindungen und Verträge der Berater- Konzerns McKinsey mit der französischen Regierung publik wurden. Ein Mitte März veröffentlichter Bericht eines Untersuungsausschusses brachte zutage, dass im Jahr 2021 Frankreich mit dem Beratungsunternehmen Verträge mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro laufen hatte. Die französische Regierung hatte z. B. die Corona. Impfkampagne ausgelagert; McKinsey war dafür verantwortlich. Und zwar für die volle Bandbreite. Von den Werbeschaltungen über die Koordination im medizinischen Bereich, über die „Message Control“ bis hin zur Einführung des „Grünen Passes“. Der U- Ausschuss wirft McKinsey jetzt vor, in den letzten Jahren in Frankreich keine Steuern bezahlt zu haben und sieht auch eine Verbindung zwischen dem Beratungsunternehmen und Macrons politischem Aufstieg – durch gegenseitige Unterstützung. Die einen unterstützten seinen Wahlkampf, dafür gab es später Aufträge von der Regierung. Aufträge, von denen außer einigen Einzelheiten nichts öffentlich bekannt ist. Dass für die Impfkampagne alleine z. B. 100 Millionen Euro an McKinsey bezahlt wurden. Und dass alleine 2021 die Verträge mit McKinsey das Rekordvolumen von einer Milliarde erreichten.

  Macron sieht darin kein Problem, alle Verträge seien rechtlich in Ordnung. Frankreich sieht das aber etwas anders und das kann sich auf die Wahl auswirken. Marine Le Pen verspürt Aufwind und aus jetziger Sicht heißen die Kandidaten der Stichwahl, die sicher kommen wird, Macron und Le Pen. Für den ersten Wahlgang trennen laut Umfragen die beiden Kandidaten 7 Prozent. Das bedeutet nicht viel, entscheidend ist die Stichwahl. Und bei der wird es laut Prognosen noch enger; 52,5 Prozent zu 47,5 Prozent für Macron soll es da stehen. da kommt es dann auch auf die Wahlempfehlungen jener Kandidaten an, die es nicht in die Stichwahl schafften. Da kann Le Pen sogar mit linker Unterstützung rechnen,weil viele von Macron enttäuscht sind. Nicht nur die Gelbwesten haben nicht vergessen, was Macron mit Privatisierungen, mit sozialen Kürzungen und mit der Corona- Politik angerichtet hat. Es kann natürlich auch sein, dass Macron den Verlierern des ersten Wahlgangs großzügige Zusagen macht als Gegenleistung für seine Unterstützung. Die Wahl – die Stichwahl – wird spannend.

  Kurz auch noch zu einem dritten Präsidenten, obwohl der keine Wahl zu schlagen hat, sondern im Krieg ist. Es ist der ukrainische Präsident Selenskyj. Dass dieser Herr in den berüchtigten „Pandora- Papers“ aufschien, ist ja längst bekannt. Was aber jetzt unter Berufung auf Forbes über seine Vermögensverhältnisse veröffentlicht wurde, ist aber doch – naja, mehr als überraschend. Und man kann davon ausgehen, dass Forbes nicht seinen guten Ruf wegen „Fake News“ über den ukrainischen Präsidenten riskiert.

Dieser heute bejubelte Präsident wurde noch vor einem Jahr in der deutschen Presse fast nur in Zusammenhang mit Korruption genannt.