Jetzt hört man auch Stimmen aus der Wirtschaft zu einem möglichen Gasstopp. Da hört man, dass ein Teil der Betriebe auf andere Energieträger umsteigen kann, ein Teil aber nicht. Dass gestiegene Kosten letztendlich alle treffen werden, ist auch allen klar; günstige Verträge laufen aus oder können gekündigt werden. Diese warnenden Stimmen aus der Wirtschaft waren bis jetzt kaum zu vernehmen. Jetzt aber weisen sie darauf hin, was bei einem völligen Stopp oder auch bei stark reduzierten Lieferungen auf das Land zukommt. Der Chef der Industrieellenvereinigung spricht schlimmstenfalls von einem „sozialen Notstand“, der auf Österreich zukommen kann. Und wenn er sagt: „Es ist höchste Zeit für professionelles Krisenmanagement“, dann gilt das sicher nicht nur für die Mitglieder der Industrieellenvereinigung, sondern auch für die Regierung.

  Die machte es sich ja relativ leicht. Sie schwenkte schon bald auf den Kurs der EU- Führung ein, erklärte die korrupte und sich im Krieg mit zwei abtrünnigen Donbass- Regionen befindliche Ukraine plötzlich für korrekt und anständig und stimmte in den Chor der Befürworter schärferer Sanktionen gegen Russland mit ein. Als der Krieg losging, lieferte Österreich sogar „dual- use“- Material wie z. B. Stahlhelme und bedauerte, dass keine Waffen geliefert werden dürfen; wegen der Neutralität. Gerade wegen der Neutralität wäre eine andere Wortwahl und eine andere Vorgangsweise angebracht gewesen. Statt Partei ergreifen wäre eine Vermittlerrolle einnehmen sinnvoller gewesen. Das wäre aber wahrscheinlich nicht im Sinne Brüssels gewesen. So war es auch nicht verwunderlich, dass Österreich ebenfalls auf die russische Liste der „unfreundlichen Länder“ gesetzt wurde. Würden die Folgen nur die Regierung betreffen, könnte man sagen: Selbst schuld. Wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt, kann hinausfallen. Die Folgen betreffen aber alle Menschen und auch alle Bereiche. War es das wert, sich so intensiv in diesen Krieg, der nicht unser Krieg ist, einzumischen? War es das wert, zu unserem Schaden die Interessen der USA zu verteidigen?

  Da sich Deutschland in etwa der gleichen Situation befindet: Dort ist ein einzigartiges Phänomen feststellbar. Die Grünen in der dortigen Regierung, der Vizekanzler und Wirtschaftsminister Habeck und die Außenministern Baerbock gehören zu den größten Scharfmachern gegen Russland und sind somit hauptsächlich verantwortlich für die negativen Folgen der Sanktionen gegen Russland. Aber gerade Habeck, der der Bevölkerung ganz offen sagte, dass sie sich auf bleibenden Wohlstandverlust, auf massive wirtschaftliche und soziale Probleme einstellen muss, wird gefeiert wie ein Popstar, hat die höchsten Beliebtheitswerte. Aber auch andere Politiker schwören die Menschen ein auf kommende harte Zeiten. Da hört man z. B. von „Frieren für die Ukraine“ oder dass wegen der kommenden Probleme weniger geduscht werden soll. Das nennen so manche Leute jetzt etwas sarkastisch „stinken für den Frieden“ oder „stinken für die Ukraine“. Was ist wohl der Grund dafür, wenn Leute bejubelt werden, denen man schlechte Zeiten zu verdanken hat? Sollte es tatsächlich zu einem Gasstopp kommen, was ja noch nicht sicher ist, dann werden die größten Schäden in der Wirtschaft angerichtet. Wenn Betriebe zusperren müssen. Nur, wenn im privaten Bereich keine Heizung mehr funktioniert oder Warmwasser fehlt, dann wird die Begeisterung für die, denen das zu verdanken ist, schnell schwinden.

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