Der sogenannte „Ibiza- U- Ausschuss“, der sich vom Kernthema, nämlich dem Ibiza- Skandal, schon so weit entfernt hat wie der Mond von der Erde weg ist, kann seine „Helden“ feiern, nämlich den „Wurstsemmel- Mampfer“ und die „Die geht mir am A….“- Sagerin. Denn schließlich ist jetzt auch über die Grenzen des Landes hinaus bekannt, was sich eine Clique rund um Kanzler Kurz und auch Leute vor seiner Zeit als Kanzler über ihre Smartphones so Unterhaltenswertes mitzuteilen hatten – wobei diese Chats strafrechtlich eigentlich nicht von Belang sind. Sie werfen höchstens ein etwas schräges Licht auf den moralischen Aussagewert dieser Chats. Wobei; wer nimmt es bei einer Unterhaltung unter Freunden, selbst wenn es sich nur um Chats handelt, denn immer und jederzeit bezüglich politischer Korrektheit und guter Erziehung mit allem Rundherum so ganz genau? Vor allen Dingen, wenn man nie und nimmer daran denkt, dass das eines schlimmen Tages alles veröffentlicht wird. Doch kein Mensch. Auf all das wurde hingearbeitet. Und auffällig: In der Schusslinie ist nur die ÖVP und alles, was ÖVP- angehaucht ist: Regierungsmitglieder, Ex- Minister, hohe und einflussreiche Beamte, Teile der Justiz, Manager. Und jener Manager, der unter Dauerfeuer des Ausschusses stand, musste musste jetzt gehen.

  Die „Helden“ des U- Ausschusses stehen jetzt knietief in den Scherben des politischen Porzellans, das zerschlagen wurde, und sie triuphieren. Dabei gibt es nichts, worauf irgend eine Seite stolz sein könnte. Die attackierte ÖVP ging nämlich irgendwann zum Angriff über und war – und ist – auch nicht zimperlich. Und jetzt, da alles öffentlich gemacht wurde, könnten eigentlich die Maulwürfe gesucht werden, die die privaten Chats an die Medien weitergaben. Und mit Anzeigen könnte gezeigt werden, dass zumindest die Persönlichkeitsrechte (die man sonst den schlimmsten Verbrechern zugesteht) auch für Leute gelten, gegen die ermittelt wird. Über weite Phasen ging es bei diesem U- Ausschuss ärger zu als beim Schlammcatchen; da gab es keine Regeln und es konnte nicht dreckig genug sein. Die Grünen- Fraktion beim U- Ausschuss wurde sogar wegen übler Nachrede verurteilt- nicht rechtskräftig. Und eines ging bei diesem Gemetzel fast unter: Die Nutznießer sind die Grünen in der Regierung. Die hatten mehr oder weniger freie Hand. Sie ließen sich möglich gewesene Attacken gegen den dominanten türkisen Regierungspartner wahrscheinlich in Form von Zusagen teuer abkaufen und beschränkten sich auf vereinzelte verbale Seitenhiebe. Aber sie nutzen die Zeit, um so manche Spitzenposition auf grün umzufärben. Auch der Bundespräsident verhielt sich bis jetzt sehr zurückhaltend. Von dem war, wenn ich mich recht erinnere, nur was zu hören, als es um zu übergebende Ordner ging. Im Mai 2019, nach der Veröffentlichung des „Ibiza- Videos“, war das anders. Da trat er zur besten Sendezeit vor die TV- Kamera und sagte: „… So sind wir nicht. So ist Österreich nicht …“ Da wollte er wohl andeuten, dass nur die FPÖ so ist. Jetzt hat sich aber das Blatt gewendet. jetzt gehört die FPÖ zu jenen, die die ÖVP- Leute jagen.