Russland wurde vom Westen schon lange mit schmerzenden Sanktionen belegt. Richtig hart wurden die aber erst, als Russland den Ukraine- Krieg begann. Da wurden russische Vermögen im Ausland eingefroren, darunter auch im Ausland lagernde Reserven der russischen Zentralbank in Höhe von mehreren hundert Milliarden Dollar, wie berichtet wurde. Russische Großbanken wurden vom SWIFT- Zahlungsverkehr ausgeschlossen, Einreisesperren für russische Politiker und Wirtschaftsleute wurden verhängt. Abnahmeverträge für russisches Gas und Öl wurden gekündigt usw. So manche politischen Hitzköpfe fordern sogar einen sofortigen Stopp für alle Öl- und Gasimporte, was zu einem wirtschaftlichen Desaster in einigen EU- Staaten, darunter Österreich, führen würde. Im Gegenzug für die Sanktionen des Westens verhängte auch Russland Sanktionen und veröffentlichte auch eine List „unfreundlicher Staaten“. Und dann kündigte Russland etwas an, mit dem im Westen wohl kaum jemand rechnete. Russland gab bekannt, dass Gas nur mehr gegen russische Rubel verkauft wird. Das gilt allerdings nur für „unfreundliche Staaten“. Eine Bezahlung in Dollar, Euro oder anderen Währungen von diesen Staaten  wird nicht mehr akzeptiert. Sobald die Rahmenbedingungen für die Bezahlung in Rubel geschaffen sind, soll die Anordnung in Kraft treten.

  Das löste einen Schock unter den westlichen Regierungen aus und dann hieß es, das kann nicht akzeptiert werden und das werden sie nicht machen, da dieser Vorgang ja die eigenen Sanktionen unterlaufen würde. Immer mehr EU- Politiker sind sich jetzt einig, die russischen Rechnungen über Gaslieferungen weiter in Euro zu bezahlen und nicht in Rubel. Es ginge ja auch gar nicht anders, meinen sie, denn es gibt Verträge und die sehen keine Bezahlung in Rubel vor und außerdem; wie kommt Russland dazu, die eigenen Verträge zu brechen? So einfach ist die Sache mit den Sanktionen aber nicht. Die Sanktionen gegen Russland wurden von Regierungen verhängt, zuallererst von den USA und die Europäer stimmten großteils freudig zu. Es ist aber nicht so ganz klar, ob von Staaten verhängte Wirtschaftssanktionen wie z. B. im Fall von Russland und Ukraine vom Völkerrecht gedeckt sind. Fachleute meinen, dass „Wirtschaftssanktionen nur dann gemäß Völkerrecht legal sind, wenn sie vom UNO- Sicherheitsrat beschlossen werden, um auf „eine Bedrohung oder einen Bruch des Friedens oder eine Angriffshandlung“ zu reagieren. Und da die Sanktionen gegen Russland nicht vom UN- Sicherheitsrat verhängt wurden, wären sie demnach rechtswidrig. (Es wären somit auch alle vom Westen verhängten Sanktionen gegen China, Venezuela usw. illegal.)

  Jetzt rückt die „Deadline“ immer näher und die bange Frage lautet: Blufft Putin oder meint er es ernst? Was passiert, wenn die EU- Staaten dabei bleiben wollen, Gas weiterhin nur mit Euro oder Dollar zu bezahlen? Geht Putin in die Knie, weil er das Geld braucht, oder dreht er den Gashahn zu? Blufft Putin nicht, hat der Westen zwei Möglichkeiten. Er kann seine gegen das Völkerrecht verstoßenden Sanktionen selbst unterlaufen und bei der russischen Zentralbank Rubel kaufen, mit Euro oder Dollar, um das Gas zu bezahlen. Oder aber es werden schwere wirtschaftliche Schäden, ein Absturz der Wirtschaftsdaten, in Kauf genommen und zusätzlich gesellschaftliche Unruhen riskiert. Blufft Putin aber, ist er erledigt. Eine Möglichkeit gibt es für Putin und den Westen noch, aus der Sache herauszukommen. Fall bei den Verhandlungen die Ukraine einschwenkt und Zugeständnisse macht, die Russland als Gewinner erscheinen lassen, könnte Putin eventuell auf seine Rubel- Forderung verzichten. Aber das ist eine sehr optimistische Theorie.