Die Sanktionen wirken. Das hört man ja wie in einer Endlosschleife auf unsere Köpfe rieseln. Und sie sind notwendig und sie werden bleiben. Das hört man nach dem ersten Satz gleich hinterher; sozusagen als Begründung. Den ersten Satz, also „die Sanktionen wirken“, sollte man allerdings umformulieren auf „Putin lässt die Sanktionen wirken“ oder noch besser auf „Putin lässt uns die Sanktionen spüren“. Die Gaslieferungen von Russland in die EU wurden nach und nach zurückgefahren bzw. es werden seit längerer Zeit einige EU- Staaten nicht mehr beliefert, weil sie die geänderte Zahlungsweise, nämlich die Bezahlung in Rubel, nicht akzeptierten. Es wird also seit längerer Zeit weniger Gas in die EU geliefert. Da man aber die Förderung von Gas anscheinend nicht nach Belieben zurückfahren oder einfach ein Ventil zudrehen kann, fördert Russland plötzlich mehr Gas, als es benötigt. Das wurde bzw. wird immer noch unweit der finnischen Grenze abgefackelt, verbrannt. Es wird nicht an die EU verschenkt.

  Vor ein paar Tagen wurde von Russland wegen angeblich dringender oder auch geplanter Wartungsarbeiten ein vollständiger Lieferstopp von drei Tagen über die Nord Stream 1- Pipeline angekündigt. Ab dem 3. September hätte wieder (reduziert) geliefert werden sollen. Am 2. September wurde von Gazprom aber verkündet, dass wegen zusätzlicher Wartungsarbeiten, bedingt durch einen Ölaustritt in einer Kompressorstation, weiterhin kein Gas geliefert werde. Russland sieht die Funktionsfähigkeit der Nord Stream 1- Leitung wegen der entdeckten Mängel gefährdet. Jetzt gibt es natürlich lange Gesichter wegen dieser Hiobs- Botschaft. (Bei den Grünen wahrscheinlich nicht; die wollen ja sowieso und unter allen Umständen zumindest vom russischen Gas weg). Ein paar Leuten in der Politik ist ja doch klar, was – als Extremfall – ein völliger Lieferstopp von Gas nach einigen Monaten für die Bevölkerung und die Wirtschaft bedeuten würde. Der Linzer Bürgermeister sagt z. B. über Gas: „… Wir sind für die Haushalte noch 10 Jahre auf Gas angewiesen. Wenn das abgedreht wird, ist Game over“. Ja, Putin kann uns die Sanktionen spüren lassen.

  Da gibt es aber noch etwas, was noch für Kopfschmerzen sorgen könnte. Die EU- Kommissionspräsidentin von der Leyen hatte nämlich wieder einmal eine ihrer glorreichen Ideen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es jetzt Zeit ist für einen Preis- Deckel auf russisches Pipeline- Gas nach Europa“, verkündete sie. Ein solcher „Gaspreis- Deckel“ könne aber nur auf EU- Ebene vorgeschlagen werden, meinte sie. Fast zeitgleich wurde gemeldet, dass die G7- Finanzminister einen Preisdeckel auf russisches Öldurchsetzen wollen. Die G7 wollen also eine Obergrenze für den Preis von russischem Öl festlegen. Russland soll so gezwungen werden, Öl deutlich billiger als jetzt an große Abnehmer wie z. B. Indien zu verkaufen. Der Öltransport mit Tankern soll nur mehr möglich sein, wenn das Öl unter dem Preis des Deckels verkauft wird und der Westen die Versicherung der Tanker von der Einhaltung des Preisdeckels abhängig macht. Für diese Idee suchen die G7 wie auch die EU jetzt weltweit Verbündete. Der deutsche Finanzminister Lindner sagte zu diesem Plan: „Wir wollen also die Einnahmen Russlands einschränken und gleichzeitig den wirtschaftlichen Schaden für unsere Gesellschaft reduzieren“. Den wirtschaftlichen Schaden durch die Sanktionen.

  Es könnte aber sein, dass dieser Plan ganz kräftig ins Auge geht. Ein russischer Sprecher sagte nämlich bezüglich Preisdeckel für Öl: „Unternehmen, die Preisobergrenzen verhängen, werden nicht zu den Empfängern von russischem Öl gehören“. Bezüglich Preisdeckel bei Gas war noch keine offizielle russische Stellungnahme zu hören. Sie wird aber ähnlich lauten wie beim Öl und das würde die EU sehr schwer treffen.