Die nationalen und internationalen Medien überschlagen sich wegen eines Skandals: Nach US- Angaben wurden von Sicherheitsbehörden in Malta „gefälschte libysche Banknoten im Wert von 1,1 Milliarden Dollar sichergestellt“. Die Banknoten, so heißt es, seien von einer „illegitimen Parallel- Instanz“ bestellt worden. Manche Medien berichten auch, dass Russland „libysches Falschgeld“ gedruckt hat.

  Seit Libyen 2011 von EU- und NATO- Staaten, allen voran Frankreich, zerbombt und der damalige Herrscher Muammar al- Gaddafi gestürzt und ermordet wurde, ist Libyen ein von Bürgerkrieg, Terrorbanden, Söldnereinheiten und angeblich auch Stammesfehden zerrissenes Land, ein „failed state“. Das Land hat seit Jahren auch zwei Regierungen. Da gibt es einmal die sogenannte „Einheitsregierung“ in Tripolis mit einer Zentralbank. Diese „Einheitsregierung“ unter dem mit dem Westen kooperierenden Ministerpräsidenten al- Sarray ist vom Großteil der EU- Staaten und der UNO seit 2015 anerkannt. Es ist aber keine gewählte, sondern eine selbsternannte bzw. eingesetzte Regierung. In anderen Ländern würde der Westen eine solche Regierung als „illegitim“ , als unrechtmäßig, bezeichnen. Hier wird sie unterstützt, weil man sich Vorteile erhofft. Und diese vom Westen und der UNO unterstützte Regierung wird nicht einmal vom libyschen Parlament anerkannt und hat auch in der Bevölkerung so gut wie keinen Rückhalt. Diese Regierung im Großteil Libyens als Marionettenregierung gesehen. Das Parlament hat seinen Sitz in den Osten Libyens verlegt und unterstützt General Haftar bzw. die „Gegenregierung“ in Tobruk.

  Die sogenannte „Gegenregierung mit Sitz in Tobruk hat also die Unterstützung des Parlaments und des Großteils der Bevölkerung und wird international von Russland, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten – und vom EU- Staat Frankreich unterstützt – und hat natürlich auch eine eigene Zentralbank. Von dieser „Gegenregierung“ hört man im Westen keine Namen; man hört nur von General Haftar und seiner Libysch- Nationalen Armee. Und um General Haftars Feldzug gegen die vom Westen unterstützte „Einheitsregierung“ zu stoppen, marschierten plötzlich, wie vom Westen bestellt, türkische Truppen in Libyen ein, mischten sich massiv in die Kämpfe ein und auch von aus Syrien abgezogenen Söldnern und Rebellen ist die Rede.

  Unter diesen in Libyen herrschenden Bedingungen jetzt beim auf Malta sichergestellten Geld von „Falschgeld“ zu sprechen, entspricht nur der westlichen Sichtweise bzw. der Sicht jener Länder, die die „Einheitsregierung“ unterstützen. Für die Unterstützer der „Gegenregierung“ in Tobruk ist es legales Geld und für diese Unterstützer ist die Einheitsregierung eine „illegitime Parallel- Instanz“ und deren Geld wohl „Falschgeld“. Beide Regierungen bringen aber das gleiche Geld in Umlauf. Das Libyen- Problem wäre durch eine Parlaments- und Präsidentenwahl zu lösen. Eine solche Wahl wird aber auch durch ausländische Interessen verhindert; würde der Westen etwa einen Wahlsieg der „illegitimen Parallel- Instanz“ akzeptieren? Na also.